Abgefahren und skurril ist es in den Tropicalia Passagen. In ihrem Kultur-Roman (vielleicht auch bald Kult-Roman) nimmt uns Chrizzi Heinen mit zu einem Nicht-Ort, einem zerfallenen Tempel des Konsums, den Tropicalia Passagen. Dort tummeln sich allerhand besondere Charaktere, so wie eine junge Musikerin, die in dem hauseigenen After-Work-Club genau auf ihre Kolleginnen abgestimmte Klänge kreiert.

Oder ein Schuheinlagenhersteller, der statt Schuheinlagen herzustellen aus Versehen beginnt, eine Postannahmestelle im Center zu führen. Als dann auch noch ein Agent für posthume Literatur und die halbe Literaturbranche in die Einkaufspassagen stolpern, wird es endgültig absurd. Es geht in diesem Buch um Kunst, Literatur, Musik und Heinens einzigartigen Blick darauf. Es geht um Kommerzialisierung und Unabhängigkeit, Prekariat und die Zukunft der Kultur.

Oder geht es um etwas ganz anderes?

Tropicalia PassagenDiesen Roman muss man genau lesen, nur dann entfaltet er sich zu seinem vollen Potenzial und lässt einen in unzählige Stoßrichtungen denken. Das Schöne dabei ist, dass es immer unterhaltsam bleibt und so viele clevere, skurrile, schöne Ideen darin stecken. Ich mochte Tropicalia Passagen sehr. Tropicália ist übrigens auch eine brasilianische Kulturbewegung/ein Musikgenre mit politischer Sprengkraft gewesen. Hört da mal rein, es lohnt sich.