Bernd hat ein Problem, er hängt fest in der Zwischenwelt. Nach langem Exil und Flucht vor dem deutschen Staat ist er in Venezuela gestorben. Leider wurde ihm der Obolus gestohlen, mit dem er den Fährmann Charon hätte bezahlen wollen. In der Zwischenwelt begegnet er allen möglichen armen Seelen, die dort am Ufer gefangen sind. So erzählt er, um sich die Zeit zu vertreiben, beispielsweise Alexandra Kollontai, aber auch vielen anderen bekannten Figuren der linken Geschichte, wie er sich in den 80ern nach seinem Umzug nach Berlin langsam radikalisierte. Diese Erzählungen machen auch den Hauptteil des Buches aus. Wo war Bernd, als Bolle brannte?

Wie hat er den Kinderbauernhof am Bethanien gegen eine Räumung verteidigt? Immer tiefer auch vergräbt er sich in der Antifa-Arbeit, die er mit seiner Gruppe macht und die darin gipfelt, dass sie einen bekannten Neonazi aus Moabit ausrauben. In diesem Buch steckt viel Geschichte, wobei wir natürlich nicht wissen, was alles wahr ist. Was wir wissen ist, dass der Autor tatsächlich im Exil starb, also quasi sein eigenes Ende in seinem eigenen Roman voraussah. Auch wissen wir, dass ihm tatsächlich ein versuchter Anschlag auf einen im Aufbau befindlichen Abschiebeknast vorgeworfen wird.

Der Text lässt sich deshalb als autofiktional bezeichnen und stellt einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Bewegungsgeschichte der autonomen Szene Westberlins in den 80ern und frühen 90ern dar. Aus der Zwischenwelt ist ein Buch, das Sehnsucht weckt, nach vergangener Radikalität, aber auch Lust macht selbst aktiv zu werden und wirklich etwas zu verändern. Natürlich ohne Sprengstoff und in kompletter Legalität.