Leichter Schwindel erzeugt beim Lesen genau das, was der Titel verspricht. Die ersten beiden Seiten kommen komplett ohne Punkt aus und auch im weiteren Verlauf geht es um einen Fluss an Banalitäten, ein Alltag, der ohne pointierte Ereignisse an einem vorbei zieht. Die Protagonistin ist Hausfrau und lebt mit ihrem Mann in Tokyo, er immer auf Arbeit, sie immer zu Hause. Ihre Gedanken treffen dabei einen sehr tiefen Punkt, gefangen in ihrem eigenen Dasein, ohne je das Bedürfnis richtig benennen zu können, ausbrechen zu wollen.
Besonders einprägsam für mich der Moment, in dem sie den Wasserhahn aufdreht und in eine Art Trance verfällt, dem Wasser beim Abfließen zuschaut und verschwindet. In sich, in dieser Welt und irgendwie auch ganz kurz für den Lesenden. Mieko Kanai schafft es auf eine ganz eigene Art, dieses Leben nicht zu bemitleiden, sondern auf Augenhöhe ein Leben einfach zu beschreiben, in all seinen Banalitäten. Das Buch klingt auf jeden Fall mehr nach, als ich dachte und auch die leicht experimentelle Schreibart hält mich noch ein bisschen fest.
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