Ein Säulenheiliger auf einem Coca-Cola-Plakat, ein Außenseiter in der Siedlung am Stadtrand, der misstrauisch von den Nachbar*innen beäugt wird. Jede Abweichung gehört bestraft, zu hart haben sie an ihrem kleinen Stück Sicherheit gearbeitet, seitdem die Siedlung von Menschen gegründet wurde, die mit nichts in der Hand dorthin kamen. Jetzt tauchen wieder solche Verdammten am Ufer des nahen Baches aus und sorgen für Unruhe, und dann ist da eben dieser Freak auf dem Coca-Cola-Plakat, der zwar bezahlt wird, das Ding zu bewachen, aber nicht um dort zu wohnen.
Durch die Augen seines Neffen sehen wir diesen kleinen Kosmos am Rande der Gesellschaft. Er mag seinen Onkel, klettert immer wieder nach oben, um mit ihm die Sterne zu betrachten und versteht nicht, wieso die anderen Erwachsenen es ihm verbieten wollen. Der Onkel trinkt zu viel, doch scheint seinen Frieden über der Schnellstraße gefunden zu haben. Wie schon bei ihrem vorherigen Werk "Kramp" entlarvt María José Ferrada mit dem Mittel des kindlichen Blicks meisterhaft die Umtriebe der Menschen. Ihr neues Buch handelt von Solidarität oder dem Mangel solcher, der Einhegung eines Abweichlers und komplizierten familiären Verhältnissen. Der Plakatwächter ist ein zauberhaftes Märchen von einer großartigen Autorin.
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