Zwei Tipps von Basti:
Als Krimifan hat man ja so seine Lieblingsautor*innen. Bei mir sind das ganz klar Hakan Nesser, Jo Nesbo oder jüngst auch der Berliner Vincent Kliesch. Und wenn mal Leerlauf entsteht, muss man sich halt behelfen, orientiert sich nach links und rechts und hofft auf eine bisher verborgen gebliebene große Entdeckung, oder zumindest einen spannenden Zeitvertreib. Und hin und wieder wird man einfach umgehauen. So ging es mir diesen Spätsommer, als ich zum ersten mal einen Krimi von Jane Harper erfahren durfte. Die australische Journalistin veröffentlichte 2016 ihr erstes Buch, damals noch bei Rowohlt unter dem Titel „The Dry“, und sagen wir mal so: es ging leider komplett an mir vorbei. Nun hielt ich die schöne Taschenbuch-Ausgabe unter dem neuen Titel „Hitze“ in den Händen, und war bereits von dem Prolog umgehauen. Hier schreibt wirklich jemand, die selbst in der Beschreibung von Tatorten noch poetische Worte, ja direkt schöne Bilder finden kann. Eine beeindruckende Erfahrung.

„Hitze“, Harpers erstem Band um den australischen Polizeiermittler Aaron Falk, beginnt mit einem grausamen Szenario: während einem der heißesten Sommer findet ein Postbote die Leichen einer Familie verstreut auf den Feldern, nur das jüngste Kind hat diesen Mord überlebt. Im Dorf verbreitet sich die Nachricht wie ein Buschfeuer und schnell scheint für die Einwohner klar: Luke, der Vater der Familie ist aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage durchgedreht und Amok gelaufen. Aaron Falk kehrt nun nach fast 20 Jahren wieder zurück in das Dorf seiner Kindheit und Jugend, um an der Beerdigung der Familie, und seines ehemals besten Freundes Luke teilzunehmen, und schnell hat er Zweifel an dem Urteil der Dorfgemeinschaft. Wer steckt wirklich hinter dem Mord an Lukes Familie, und hat die Tragödie eventuell etwas mit einem lang zurückliegenden Verbrechen aus Aarons Vergangenheit zu tun?
Das klingt erst einmal nach relativ hartem Tobak. Ist es eigentlich auch, jedoch ist Harper nie an der grausamen Schilderung von Mord und Totschlag interessiert, viel mehr geht es ihr um die zwischenmenschlichen Zusammenhänge. Die Morde sind hier bereits passiert und wir begleiten den lässigen, häufig wortkargen Aaron Falk bei der Entschlüsselung dieses spannenden Falls. Besonders schätze ich dabei auch das Setting in der australischen Landschaft, das mit seinen monotonen Steppen und der gleißenden Hitze eine willkommene Abwechslung zu den herkömmlichen Schweden-Thriller und Frankreich-Krimis bietet.

Die Natur Australiens ist besonders in Jane Harpers zweiten Fall um Aaron Falk Dreh- und Angelpunkt. „Ins Dunkel“, also inmitten des australischen Dschungels verschlägt es ein Arbeitsteam als eine Art Team-Building-Maßnahme. Jedoch verschwindet dabei eine Gruppe von fünf Frauen, die später nur noch zu viert zurückkehren. Was ist während des Verschwindens des Teams geschehen, und wo befindet sich die verschwundene Alice? Schnell finden wir heraus dass Alice tief in dubiose Machenschaften der Firma verwickelt war und darüber hinaus gegen jeden einzelnen ihrer Kolleg*innen etwas in der Hand hatte. Gründe für Alice Verschwinden gibt es also viele…
Der zweite Band besticht vor allem durch die Beschreibung der gnadenlosen Natur Australiens. Überall sticht, faucht und kratzt es, ich als Leser bin mitten im Dschungel und kann die Panik und Angst der Protagonistinnen quasi miterleben. Das zwischenmenschliche Drama und ein Wirtschaftsverbrechen machen aus diesem Buch weit mehr als ein Survival-Trip. Es ist eines der spannendsten Krimis die ich seit langem gelesen habe und ab jetzt hab ich wieder eine neue Lieblings-Krimiautorin. Band 3 kann kommen...