Wann immer mir es hier erlaubt wird, preise ich in der Boxpost die Krimis von Hakan Nesser an. Ob nun ein Einzelroman, den Teil einer Reihe oder was völlig anderes, Nesser macht mich immer neugierig. Diesen Herbst platzte ich jedoch vor Neugier als ich endlich einen neuen Van Veeteren-Krimi von Nesser in den Händen hielt. Hierzu sollte ich erwähnen, dass die Krimis um den kauzig-philosophischen Kriminalinspektor die erste Krimireihe war, die ich verschlang. Und nun nach 15 Jahren gibt es endlich einen neuen Band und in diesem trifft Van Veeteren auf Nessers späteren Krimihelden Barbarotti. Aber erst mal der Reihe nach:
Es wird im Jahr 2012 eine Leiche in einem Waldstück gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um einen seit 1991 vermissten Mann handelt, den man damals als Täter eines vierfachen Mordes gesucht hatte. Nun, dieser Mann wurde zur gleichen Zeit wie die anderen vier Opfer ermordet, und schnell begreifen die Behörden, dass sie vor mehr als 20 Jahren gewaltig geschlampt haben. Denn der Fall von 1991 ist weitaus komplexer, als man damals annahm: Alles begann in den Sechziger Jahren, als sich „Der Verein der Linkshänder“ gründete, eine kleine Gruppe linkshändiger Halbstarker, die den Rock‘n‘Roll, erste Zigaretten und das Aufbegehren für sich entdeckten. 30 Jahre später sind alle ehemaligen Mitglieder des Clubs tot. Und zu den Ermittlungen wird nun der pensionierte Ex-Kriminalinspektor, heutiger Buchhändler, Van Veeteren gerufen. Es beginnt eine aufregende Ermittlung durch die Jahrzehnte, die sich über ganz Skandinavien bis nach Berlin ausdehnt. Für Nesser-Fans ist es natürlich ein absolutes Highlight ihren Lieblingskommissar wieder in Aktion erleben zu dürfen. Wenn dann auch noch Gunnar Barbarotti dazu stößt, handelt es sich schließlich um ein kleines Gipfeltreffen der schwedischen Top-Ermittler. Der Krimi ist aber auch für Nesser-Neulinge unbedingt zu empfehlen, denn auch ohne Vorwissen kann man diesen Fall absolut genießen.
Es eignet sich sogar als Einstieg in die Reihe, denn selten hat Nesser besser geschrieben. Jede Figur wird sorgfältig eingeführt und nötigen Platz gegeben. Der Autor liebt es verschiedene Charaktere mit literarisch verfassten Kurzbiografien einzuleiten, so ergeben sich beim Lesen des Krimis viele kleine schöne Einzelepisoden von Lebensläufen. Der doch komplexe Fall entblättert sich nach und nach, sodass er immer nachvollziehbar bleibt. Am Ende findet man sich in einem mannigfaltigen Figuren- und Zeitenkabinett wieder, in dem die Lesenden jedoch nie den Überblick verlieren. Je weiter es aufs Finale zuging, umso mehr zitterte ich beim Lesen, konnte die Auflösung des Falls kaum noch abwarten. Die letzten 150 Seiten rauschten an mir vorbei, selten fieberte ich bei einem Krimi so sehr mit. Falls ihr dieses Jahr nur einen Krimi lesen solltet: bitte unbedingt diesen.