Michael Nast (Jahrgang 1975) wurde, genau wie ich, in eine spannende politische Zeit hineingeboren. Wir sind beide Ostkinder und da er ein wenig älter ist, hat er noch etwas deutlichere Erinnerungen an die Zeit vor, während und nach der Wende.
Während ich meine Jugendweihe erst nach dem Ende der DDR empfing, gelangt Michael noch in den Besitz des Jugendweihe-Buches “Vom Sinn unseres Lebens”. Dreißig Jahre später nennt er sein eigenes, sehr persönliches Buch genauso. Darin gelingt es ihm erstaunlich gut, das Leben und die Werte seiner DDR-Kindheit mit der heutigen Zeit zwischen Instagram und Klimakrise zu verbinden. Zielsicher pickt er positive Errungenschaften, wie bezahlbare Mieten, nachhaltigen Umgang mit Ressourcen oder den Zusammenhalt heraus, ohne in einen jammernden Ton zu verfallen. Dem gegenwärtigen dekadenten Konsum, Verlust von echten Freund- und Nachbarschaften und der Fokussierung auf das dargestellte Selbst begegnet er mit Argwohn.
In den 19 kurzweiligen Kapiteln zeigt er unaufdringlich Wege auf, wie man der Frage vom Sinn des Lebens begegnen kann und bestärkt die Leser*innen in der Findung eigener sinnstiftender Antworten und Handlungsweisen. Ein Buch zum Schmunzeln, bei dem ich mich in vielen Anekdoten und Bildern wiedergefunden habe. Und ein Autor als authentischer Zeitzeuge der Wendezeit, der gängige Ost-West-Vorurteile durchlebt und hinter sich gelassen hat, um sich den brennenden Themen der Gegenwart zu stellen.