Ein Tipp von Sebastian:
Nachdem er seine Frau und Tochter bei einem Schiffsunglück verloren hat, fängt Leon Berger völlig neu an. Er verlässt Stockholm, um als Lehrer an einer Gesamtschule in K. sein altes Leben hinter sich zu lassen. Die Stelle wurde frei, da der äußerst beliebte Lehrer Eugen Kallmann vor wenigen Wochen unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Die Kleinstadt K. scheint noch immer um Kallmann zu trauern und Leon muss selbst seinen schmerzlichen Verlust verarbeiten.
Dann kommt es zu weiteren unerklärlichen Vorfällen im Ort, und es erhärtet sich der Verdacht, dass hinter dem Fall Kallmann mehr steckt, als allen bewusst ist. Håkan Nesser erzählt diese Geschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Wir erfahren um die Vorkommnisse in K. aus der Sicht von Leon, der Schülerin Andrea, dem Studienrat, einem einstigen Kollegen Kallmanns und von der Vertrauenslehrerin Ludmilla. So tauchen wir nicht nur sehr tief in die Geheimnisse und Gedanken der Protagonisten ein, es verdichten sich auch immer mehr Motive und Verwirrungen um den Mord. Sorgfältig entspinnt Nesser jedoch dieses Wirrniss, er überlässt nichts dem Zufall und nach und nach begreifen wir, was in dem Ort K. wirklich geschehen ist.
Abseits seiner beliebten Reihen um van Veeteren und Barbarotti ist Håkan Nesser völlig unberechenbar. Zwischen experimentellem Erzählen, schwafeligem Philosophieren und melancholischen Jugenderinnerungen ist alles möglich. Sein neuer Roman ist hingegen gespickt mit einem spannenden Plot, aktuellen gesellschaftlichen Bezügen und tiefen Charakterstudien. So auf dem Punkt hat Nesser schon lange nicht mehr geschrieben, ich halte seinen neuen Krimi für den besten Nesser seit Jahren. Er kann es also immer noch.