Drei Frauen besteigen einsam einen Berg, um zu einem Gletscher zu gelangen. Annina, eine junge Frau, in der Gegenwart; Irma, älter, ein Leben hinter sich, parallel zu Annina und doch ein paar Jahrzehnte vor ihr; und ich, die Leserin. Annina und Janina sehen sich den Auswirkungen der Erderwärmung gegenüber. Eis ist zu Wasser aufgelöst und in Schutt ergangen. Wenig ist übrig vom Eiszeitgiganten. Wir sind im Jetzt. Übervorsichtig. Ständig selbstreflektierend. Ein bisschen bewegungslos.
Während Irma, in einer Generation aufgewachsen, in der der Begriff Frau eine Form ist, die Backen, Hochzeit, Kinder umschließt, mit jeder ihrer Bewegungen Richtung Entdeckung geht. Ein Schritt auf das starre Eis, es wird schon tragen... Hingegen frage ich mich, was Annina auf dem Berg will. Sie nimmt wenig um sich herum wahr, die Natur ist um sie und durchdringt sie nicht. Ihre Überlegungen und sie wirken wie ein Computer, den man an und ausschaltet. Alles kreist um die Arbeit und um die Angst, unzulänglich zu sein, nicht genügend Außenwirkung zu generieren. Eine junge Frau schwimmt in ihren leistungsorientierten Gedanken. Heute wird kein Bild gemacht, um einen Moment, eine vergehende Landschaft festzuhalten, es wird zur inszenierten Eigenwerbung. Von der Natur als Hintergrund ist wenig fotogen geblieben. Irma in ihrem Jahrzehnt malte eine Landschaft nicht, weil sie sich immer wieder wandelte. Wuchs. Schrumpfte. Umfing. Eingeschlossen ist Irma lange im Eis, bis das Eis schwindet, der Gletscher sich auflöst und Annina zu Irma findet. "Da hinauf" ist eine kurze intensive Reflektion weiblicher Generationen, ein Zwiegespräch abwechselnd mit der Natur und dem Selbst. Unbedingt empfehlenswert.