Ich bin schon schnell zu begeistern, aber VERFLIXT war das gut.
Petra Piuk, wenn es denn nun dein Name sei (denn wer wie ich der Handlung zu tiefst verfallen ist, mag es vielleicht anzweifeln wollen, um den Inhalt noch ein bisschen näher mit sich rumtragen zu können), das Konzept dieses Romans ist wirklich eines der besten Dinge, die ich je miterleben durfte. Liebe geht durch den Magen und deshalb müssen bitte einmal alle diesem Rezept für einen gelungenen Heimatroman folgen. Handlungsort ist Schöngraben an der Rauscher, dem schönsten Ort der Welt für alle, die noch nie woanders waren. Hier ist das Gras immer grün, das Wetter immer herrlich und wer nicht hinschaut, wird auch nur die Idylle sehen. Und es sind alle mit dabei: Der Romanheld, die Dorfschönheit, Mutter-Vater-Kind, die Großcousine, welche sich nur selten blicken lässt, aber trotzdem den Plot ruinieren will, und das ganze Dorf feiert mit. Eigentlich ist Toni und Moni ihr Weg bereits vorherbestimmt, die lernen sich noch als Babys kennen und eigentlich war da das ganze Thema mit den Hochzeitsglocken schon klar. Blöd ist natürlich, wenn die Romanautorin irgendwann selbst streikt und an der ganzen Inszenierung eines kitschigen Heimatbegriffs nicht mehrteilhaben und am besten die Hauptfigur gleich mit in den Urlaub nehmen will. Hier wird nur glücklich, wer sich an die Regeln hält, den Skandal-Nachrichten keinen Glauben schenkt und die Negativklischees verdrängt. Wie ironisierend ein Genre auseinander genommen werden kann, wird hier auf derbste Art auf wirklich jeder Seite bewiesen. So lustig wie alles klingt, so brutal und abgründig sind die Hintergründe der Buchkulisse dann doch, in die Leser*in übrigens immer eingebunden wird. Sei es durch Gewinnspiel oder Plotfehler, wir sind immer nah dabei, wenn Schöngraben seine Türen öffnet für skurrile Bilder und ganz, ganz viel Unterhaltung für alle, denen Zynismus nichts anhaben kann.