DAS LIEBESPAAR DES JAHRHUNDERTS ist ein Sammelsurium der Erinnerungen einer Frau an die Liebe zu ihrem Mann. Die Entscheidung, sich von ihm zu trennen, Ergebnis eines langen Prozesses, wird zum Auslöser für die Geschichte einer Liebe, einer großen, jahrelangen Liebe, die versucht, die Vergangenheit festzuhalten, die vermeintlich geteilte und die eigene Wahrnehmung des Miteinanders einzuordnen. Verhaltensmuster werden gedeutet, Bezüge zu der Zeit hergestellt, in der das Du und das Ich aufgewachsen sind, sich kennengelernt haben, miteinander verwachsen sind. Passagen über das Studium in der DDR und weitere Lebenslaufsabschnitte, über Wohnungen und Umzüge, Auslandsaufenthalte und die Kinder, die sie kriegen und großziehen, ergeben ein Bild ihrer beider Leben, vor allem ihres Lebens und ihres Schreibens. Die Euphorie von einst wird beschwört – und trifft auf ein Gefühl von Irritation, angesichts der Fremdheit, die den gegenwärtigen Alltag der beiden dominiert und das Ich mit einer tiefen Traurigkeit erfüllt.

Der schmale Band hat viele Eselsohren, welche die Sätze und Beobachtungen markieren, die mir gefallen und die mich berührt haben, und auch wenn es nicht ganz so viele sind, wie meine Ausgaben von Annie Ernaux sie aufweisen, so hatte das ruhige, aufmerksame und reflektierte Erzählen von Julia Schoch doch einen im Ansatz ähnlichen Effekt auf mich. Und so werde ich auch jeden weiteren Band ihrer Biographie einer Frau lesen.