Eine Empfehlung von Timo:
Die Geschichte von Carl Bischoff und seinen Eltern wird in zwei großen Erzählbögen dargestellt. Nach dem Mauerfall brechen Carls Eltern in die große Freiheit auf und begeben sich in ihre Odyssee - den unbekannten Westen - auf der Suche nach etwas, das sie selbst nicht genau benennen können.
Währenddessen flüchtet ihr Sohn Carl nach Berlin, um sein eigenes Abenteuer im Chaos der Berliner Hausbesetzerszene zu erleben. Die Leser*innen begleiten Carl als angehenden Lyriker in seinen Wirrungen durch die Stadt, den Häuserbesetzungen und der Einrichtung des Arbeitercafés „Assel“. Innerhalb kürzester Zeit wird er Teil eines halb kriminellen, halb revolutionär bemühten Zirkels und findet eine Gemeinschaft, die ihm zu einem neuen Zuhause wird.
Seine Jugendliebe Effi, an der Carl festhält, wird parallel dazu narrativ begleitet und schafft ein sowohl schönes wie nostalgisches Moment, welches sich durch zahlreiche literarische Anspielungen sowie die vielen Straßen- und Ortsnamen zusätzlich steigert.
In Lutz Seilers neuem Roman, der für den Leipziger Buchpreis nominiert wurde, wird die Unsicherheit und der revolutionäre Wille der Menschen spürbar, der mit der neu gewonnenen Freiheit einhergeht. Ein großartiger, elegant geschriebener Berlin-Roman, welcher mich trotz seines Umfangs in einen regelrechten Sog gezogen hat!
Gewinner des Leipziger Buchpreises 2020.