Schon der Titel öffnet das Spannungsfeld zwischen Autofiktion und Schabernack, zwischen echtem Trauma und absurd anmutenden Fantasien und mit keinem Satz, keinem Wort hilft Raimo dieses Feld wieder zu schließen. Verika erzählt von ihrem Leben in nicht chronologischen Kapitelfetzen, die von einem unzuverlässig erzählten Gerüst herunterhängen. Da ist die Mutter krank vor Sorge und Meisterin des Telefonstalkings ihrer Kinder, da ist der Vater, der immer neue Trennwände in die Wohnung der Familie zieht, oder der Bruder, der wie Verika Autor wird, aber ohne sie zu Gott findet. Sowieso alle Familienmitglieder sind unverschämt, exzentrisch und schmerzhaft neurotisch. Verika läuft von zu Hause weg, für das Drama und lügt ständig zum Spaß, bis sie selber nicht mehr weiß, was wahr ist und was nicht. Unter all diesen erschwerenden Umständen muss Verika erwachsen werden, als Frau in einer feindlichen Gesellschaft. Sie muss Erwartungen abwehren und Übergriffe erfahren, sie muss schreiben und irgendwie klarkommen. Zwischen Rom, Berlin und Apulien entspinnt sich ein komischer und extrem gut lesbarer Erzählfaden, mal philosophisch, mal fast vulgär, aber immer unterhaltsam. Ich will gerne mehr und letztendlich ist es mir auch egal wie viel davon wahr ist.