Es kommt nicht alle Tage vor, dass mir Horror auf den Magen haut. Aber die erste Geschichte auf Der Fluch des Hasen von Bora Chung hat mir auf den Magen gehauen. Nicht, weil der Text eklig ist - auch, wenn die Geschichte einer jungen Frau, die durch die Toiletten der Welt jahrelang von einem Doppelgänger aus ihren eigenen Exkrementen gejagt wird, durchaus sehr eklig ist. Aber die Energie dieses Buches ragt tiefer.
Vor allem, weil es all diese Abartigkeiten mit freundlichem Service und freundlichem Gesicht darbietet. Bora Chung schreibt sich in die skurrilsten Erfahrungen des Menschseins, des Frauseins, der koreanischen Gesellschaft oder anderer Konstellationen mit dem Ton eines abgebrühten True-Crime-Fans, den gar nichts mehr schocken kann. Ach. Ja. Huch. Dann ist das halt so. Mit der Kälte eines Kafkas und der Fantasie von Lovecraft serviert die Südkoreanerin existenzielle Selbstzerstörungssehnsucht zum Smalltalk in der Kaffeeküche. Dass dann in anderen Geschichten noch Freude an Science-Fiction, Okkultismus und Fantasy obendrauf kommen, komplementiert die unterhaltsamste kleine Sammlung an Kurzgeschichten, die dieses Jahr euer Leben ruinieren wird.
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