Wie hat sich deine Liebe zur Literatur entwickelt?
Meine Eltern hatten meterlange Bücherregale zu Hause, aber leider selten Zeit, mir etwas vorzulesen. Deswegen war ich sehr besessen davon, so schnell wie möglich Lesen zu lernen. Als ich das endlich geschafft hatte, gab es kein Halten mehr: ich brauchte jede Woche neuen Stoff aus der Bücherei und habe separat angefangen, mich durch die elterlichen Regale zu lesen, die natürlich nicht sehr kindgerecht waren. So habe ich zum Beispiel Stephen Kings Es bereits mit 11 Jahren gelesen. Im Nachhinein war das aber auch nicht gruseliger als Der Struwwelpeter mit 6 Jahren.
Welche Bücher haben dich besonders begeistert? Warum?
Das war in jedem Abschnitt meines Lebens etwas Anderes. Als Kind mochte ich Geschichten mit Zeitreisen sehr. Es gab dieses Buch Chaja heißt Leben über ein jüdisches Mädchen, das in das polnische Dorf ihrer Vorfahren 1937 versetzt wird, gerade als die Bewohner deportiert werden. Sie weiß natürlich was passieren wird. Das Buch war mein persönliches Tagebuch der Anne Frank. Als ich 17 war, erschien Benjamin von Stuckrad Barres Soloalbum. Ich war sofort verliebt in das Genre „Popliteratur“. Christian Kracht, Eckhardt Nickel, Alexa Henning von Lange und Co: ich war fasziniert, dass man „so“ schreiben durfte und es trotzdem als Literatur angesehen wurde. Als ich dann meine Ausbildung angefangen habe, wurde ich experimenteller und fand (und finde) bis heute Bücher gut, die eine reale Handlung, aber eine fantastische Komponente haben (womit wir vielleicht wieder bei den Zeitreisen wären): Glavinic mit Die Arbeit der Nacht, Murakamis Wilde Schafsjagd oder Annika Scheffels Ben. Großartige Bücher, die ich immer noch gerne empfehle. In den letzten Jahren bin ich absolut begeistert, von der neuen Vielfältigkeit der Verlagsprogramme. Ich lese gerne Bücher mit starken Frauenstimmen, queere Literatur oder Bücher von PoC Personen. Also alles, was meinen Horizont erweitern kann. Spontan fällt mir Americanah von Adichie ein (Thema Hautfarbe) oder Aus dem schlafenden Vulkan ausbrechen von Jchj van Dussel (Thema Geschlechterindentität).
Welche Ausbildung hast du und strebst du an?
Ich habe nach dem abgebrochenen Literaturstudium eine Ausbildung zur Buchhändlerin bei Hugendubel gemacht und arbeite seitdem in diesem Beruf. Ich habe alles mitgenommen, was geht, glaube ich: Einkäuferin in einer Kette, Bahnhofsbuchhandlung, Kiezbuchhandlung, großes Team, sehr kleines Team, Zehlendorf, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Neukölln, Stuttgart und Düsseldorf… Zuletzt hatte ich einen eigenen Laden und bin gerade sehr froh, dass ich diese Verantwortung nicht mehr habe. Ich würde sagen, ich strebe gerade eine gesunde Work- Life-Balance an. ;0)
Warum engagierst du dich für die BuchBox?
Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit? Ich finde es toll, in einem großen, diversen Team arbeiten zu dürfen. In kleineren Buchhandlungen ist man oft nur zu zweit, was ein Schönes, aber eben auch ganz anderes Arbeiten ist. Außerdem versucht die Buchbox ein Safe Space für die Mitarbeitenden und die Kund*innen zu sein und das sehr konsequent. Es gibt hier absolut keinen Platz für *isms jeglicher Art: auch nicht beim Einkauf und der Präsentation der Buchtitel. Und nicht zuletzt die Kund*innen, die eine ganz wunderbare Mischung aus lieben, engagierten, schrägen und anspruchsvollen Menschen sind, die uns fühlen lassen, dass sie bewusst bei uns einkaufen, weil wir „ihre“ Buchhandlung sind. So etwas mag ich sehr gerne.