Shida Bazyars zweiter Roman "Drei Kameradinnen" ist in vielerlei Hinsicht gelungen. Wir folgen den drei Freundinnen Hani, Kasih und Saya durch eine entscheidende und prägende Woche in einer unbenannten deutschen Stadt, die mit dem Brand eines Wohnhauses endet. Und Saya soll verantwortlich sein. Aber ist sie das auch?
Thematisch ist der Roman umfassend: (Alltags-)Rassismus, Rechte Gewalt und Feminismus sind genauso Thema wie Familie, Freundschaft, Arbeit und Leben im Spätkapitalismus. All diese Themen werden schnell, präzise und in einem Guss abgearbeitet. Besonders die Beziehung zwischen den drei Kameradinnen ist ausgesprochen gut erzählt, voller Wärme, Tiefe und Konflikt. Herausragend ist aber, wie Bazyar mit der Erzählerin arbeitet: Unzuverlässigkeit, Meta-Narration, ein herausforderndes und sehr direktes Ansprechen der Leser:innen. Dieser Bruch mit dem klassischen Erzählstrukturen ist nicht nur gut gemacht, er erfüllt eine wichtige Funktion innerhalb der Geschichte, weil er die Erfahrungen von und die gesellschaftlichen Erwartungen an die Erzählerin effektiv auf die Leser:in zurückwirft. Lediglich zum Ende hin hätte etwas weniger dieses furiosen Erzählens mehr sein können. Ein grandioser, intelligenter, wichtiger und aufregender Roman.