Iglhaut ist ab sofort meine ganz persönliche Heldin und Idol. Ich habe den Roman verschlungen und war schon lange nicht mehr so begeistert. Das Herz der Geschichte liegt im Innenhof eines Münchener Hauses, wo Iglhaut wohnt und ihre Werkstatt betreibt. Dabei lernen wir all die anderen Bewohner:innen kennen, welche mal mehr oder weniger charmant und liebevoll sind. Mit derben Humor zieht Katharina Adler ihre Handlung auf, welche dabei gar nicht zwingend um einen Höhepunkt rumstolziert, sondern vielmehr um die Beziehungen und das Alltägliche aus dem Leben einer Iglhaut kursieren und beweist, dass ein Roman, welcher ganz selbstverständlich Themen einer Twitter-Bubble aufgreift, nicht an deren literarische Qualität gebunden sein muss. Dickköpfig und mit fester Moral läuft Iglhaut durch ihr Leben und bereichert dabei jedes Buchregal mit ihrer Schlagfertigkeit und lässt doch öfter als gedacht eine weniger raue und sensiblere Seite durchblicken. Alle sind sehr eigen, doch im Kern schafft es Iglhaut, wenn auch oft ungewollt, die Stricke zusammenzuführen. Da ist zum Beispiel die Schriftstellerin ganz oben im Haus, die eigentlich mit niemandem redet, bis auch sie das ungenutzte Material erkennt, welches die Bewohner:innen in ihrem ganzen Sein und Schein bieten. Oder die Heiligenfigur vom Franziskus, welche ganz dringend von Iglhaut restauriert werden muss und dabei auch gleich ein paar schnieke neue Waden bekommt. Mit Holzarbeit kennt sich die Iglhaut nämlich aus. Und wer sich vielleicht darin erkennt, dass der eine oder andere Zahn mal warten muss, bis das Konto aufgestockt ist und wer wissen möchte, wieso die Kanzlerin sich von MeinTimmi am liebsten kraulen und fleischhaltigen Nahrungen am liebsten fernbleiben will, der- oder diejenige wird die Antwort und noch vieles, vieles mehr herausfinden.