Betrachten wir die Weite der See erkennen wir erst, wie wahrlich eng unser Inneres doch ist.
So geht es auch dem Hauptcharakter Olivia, auch Oli genannt, als sie nach einer strapaziösen Nacht im Hafengebiet Sydneys unerwartet auf dem Segelschiff eines älteren Herrn namens Mac aufwacht. Hier beginnt ihre Liebe zur See, deren Sprache der Wellen ihr von Mac und seiner Gefährtin Maggie beigebracht wird.
Doch schon einige Jahre später wird ihr die magische Anziehung zum Meer, dieser Schutz der See, durch ein schreckliches Ereignis zum Verhängnis. Geplagt von den Geistern der Vergangenheit und dem durchbrochenen Band zum einstigen Sehnsuchtsort flüchtet sie nach London, um dort ihre Leidenschaft für die Kunstwelt auszuleben. Nun, in einer völlig anderen Welt angekommen, erkennt sie, dass sie sich den Erinnerungen nicht entziehen kann und sie sich gegen die Machtlosigkeit stellen muss.
Diese fast schon poetische Erzählung einer Frau, die nach traumatischen Ereignissen
versucht, ihr Leben greifen zu können, zeugt von Mut. Mut, in den Scherbenhaufen der dunklen Dinge zu greifen, um den letzten unversehrten Teil von sich zu bergen. Mut, sich der Vergangenheit in all ihrem Schmerz zu stellen. Unterstützt wird diese Reise durch zahlreiche starke weibliche Charaktere, die ihre Scherben miteinander teilen und
versuchen, sie zu einem gemeinsamen
Konstrukt von Stärke zusammenzufügen. Das Gefühlsleben des Hauptcharakters wird mit Intensität durch ihre Fähigkeit der
Synästhesie mit feinsten Farben benetzt und eröffnet eine ganz neue Möglichkeit, sich und die Welt wahrzunehmen. Mit diesem Roman wird ein Bündnis von Weiblichkeit und Verständnis erzählt, das innerhalb der Erzählorte keine schönere Kulisse finden könnte.
Eine Besprechung von Cassandra aus der LoveStory of Berlin.