Marks Empfehlung:
Roskva Koritzinsky wurde 1989 in Oslo geboren und ihren bisherigen Veröffentlichungen ist laut Klappentext zumindest in Norwegen schon ein recht veritabler Erfolg zuteil geworden. Der vorliegende Band „Ich habe die Welt noch nicht gesehen“ ist nun wiederum ihr deutsches Debüt (zumindest, soweit ich das überblicken konnte) und stand in Norwegen schon auf der Shortlist des Literaturpreises des Nordischen Rates.
Die gut 90 Seiten versammeln sechs Geschichten die sich irgendwo an den Außenrändern verstörend glänzender Prosa und betörender Schönheit bewegen.
Roskva Koritzinsky scheut die Abgründe nicht und hat ein sehr feines Gespür dafür Situationen innerhalb von wenigen Seiten zuzuspitzen und Stimmungen auf den Punkt kippen zu lassen, Das Lesen ist ein fragmentarisches und nicht nur dadurch ein sehr spezielles Vergnügen. Besonders gefallen hat mir die letzte Episode (welche nebenbei gesagt auch die längste im Buch ist) einer Frau, die der Geschichte ihres Vaters nachspürt, dessen rastloses und dämonisches Wesen ihn über die Jahre immer näher an die eigenen Abgründe bringt.
Treffend übersetzt von Andreas Donat jagen einem diese Geschichten mehr als einen Schauer über den Rücken und obwohl man schnell durch ist mit diesem schmalen Band, wirken die Geschichten umso länger nach.
Wunderbar aufgemacht (wie immer) im Karl Rauch Verlag und ein schöner Beitrag zur diesjährigen Buchmesse, dessen Gastland (das hatten wir bereits) dieses Jahr Norwegen ist. Dringend lesen!