Die Autorin Leïla Slimani ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Schon mit dem Auftakt ihrer Familiensaga hat sie mich von der ersten Seite an begeistert. "Schaut, wie wir tanzen" ist nun der zweite Teil einer von ihrer Familie inspirierten Trilogie und beschreibt die Konflikte innerhalb einer Familie gegen die gegenkulturellen Rebellionen der 1960er Jahre.
Die Familiensaga basiert lose auf dem Leben von Slimanis Großeltern und inspirierte die Figur der Mathilde, die sich in einen Marokkaner verliebt und daraufhin ihre Heimat verlässt, um ein neues Leben in Marokko zu führen. Die Geschichte legt die intimen und schrecklichen Kriegserfahrungen von Frauen und das daraus resultierende Trauma offen. "Schaut, wie wir tanzen" setzt die Geschichte etwa 10 Jahre später inmitten der Desillusionierung eines unabhängigen und kämpfenden Marokko fort. Besonders beeindruckend ist auch hier wieder Slimanis realistische und unaufgeregte Art, diese Leben zu erzählen. Obwohl sich die Trilogie wie ihre anderen Romane auf weibliche Charaktere konzentriert, ist er wesentlich breiter angelegt und wirft einen lebendigen politischen Hintergrund auf. Wer "Das Leben der Anderen" verschlungen hat, sollte unbedingt weiter lesen.