In einem Interview zu diesem Buch meinte Bola, dass er mit diesem Roman das Gefühl der Einsamkeit, Isolation und Ausgrenzung einfangen möchte, um den Leserinnen und Lesern zu zeigen wie ein Burnout, eine Depression aussehen kann. Um damit eine Person zu erreichen, die vielleicht gerade das Gefühl braucht, nicht allein zu sein und daran erinnert wird, dass sie einen Platz in dieser Welt hat. Ich denke das hat er geschafft. Der Protagonist Michael, schließt mit seine Leben als Londoner Lehrer ab. Die Schicksale der Schulkinder deprimieren ihn, seine Gefühle für die Kollegin, die "Arbeitsehefrau", können nicht erwidert werden und die Familie kann nicht länger zusammen halten. Um seiner eigenen Gegenwart zu entkommen, fasst er einen radikalen Entschluss: Er nimmt sein gesamtes Vermögen und reist einmal quer durch die USA. Wenn das Geld aufgebraucht ist, soll auch sein Leben enden, entscheidet er. Immer wieder begegnete er aber Figuren, die ihn an seinem Plan zweifeln lassen. Manchmal brauchen sie Hilfe, manchmal bieten sie diese an. Manchmal sind es Freunde, manchmal Orte voller Geschichte. Michael lernt mit der Zeit immer mehr sich selbst kennen und erfährt was am Leben schätzenswert ist. Doch mit jedem Tag, mit jeder Mahlzeit, mit jedem gekauften Buch und jeder Taxifahrt, verringert sich sein Kontostand. Schließlich muss sich Michael die Frage stellen, ob das Leben und er sich einander verdienen. Allein durch die Prämisse des Buches nimmt die Geschichte eine subtile Brisanz auf: Jedes zweite Kapitelende wird die Summe des restlichen Geldes von Micheal genannt. Immer wieder wird man beim Lesen daran erinnert, dass er den Entschluss sich das Leben zu nehmen äußert ernst meint. Den Kontrast dazu bildet ein detaillierter Erzählstil voller Poesie. Mit gar lyrischen Beschreibungen erschafft Bola Bilder voller Emotionen vor der Kulisse Londons. Wer "Sei kein Mann" oder eines seiner noch unübersetzten englischen Werke gelesen hat, weiß wie gut er mit Worten malen kann. Michael stellt sich die Kassiererin mit markantem Gesicht kurz als Schauspielerin vor, wie ihr Leben hätte aussehen können. Er stellt sich die Geschichten vor, die abgenutzten Straßenecken erzählen könnten. Lauter solche kleine Sachen. Poetisch, philosophisch, etwas tagträumerisch, aber (und meiner Meinung nach sehr wichtig) nicht zu lang ausgeschrieben. Bola behandelt Themen wie Depression und Ausgrenzung, weil sie ihm wichtig sind, weil er sie kennt. Jeder Absatz hat Substanz und erzeugt ein Gefühl zwischen melancholischer Nostalgie und Hoffnung. Die Übersetzung von Katharina Martl ist damit durchaus gelungen. Kampa Verlag, wann kommt das nächste Buch?