Adélaide ist eine selbstbewusste, gutaussehende Frau Ende 40 in der Presseabteilung eines Pariser Verlags und findet sich nach der Scheidung von Élias in der ungewohnten Situation einer karg eingerichteten Einzimmerwohnung wieder. Die plötzliche Einsamkeit bekommt ihr nicht. Ebenso wenig wie die ernüchternden Treffen mit Männern ihres Alters, den übrig gebliebenen Mängelexemplaren auf dem Single-Markt. Ganz nebenbei kümmert sie sich um die Anliegen und Wünsche ihrer Autor:innen, die sie im Verlag vertritt. Sie organisiert Interviews, Radiobeiträge und Doppelseiten, ist gut vernetzt und erfolgreich. Nur privat läuft es nicht. Der Bestseller aus Frankreich, übersetzt von Claudia Steinitz, liest sich im Ton hart, sehr witzig und bitterböse – perfekte Mischung also. Adélaides leicht selbstzerstörerischen Drang gerade kurz nach der Trennung hat mich an Leila Slimanis Protagonistin Adèle aus "All das zu verlieren" erinnert. Auf Partys trinkt sie zu viel und schlittert von einer Katastrophe in die nächste. Bei ihren Freundinnen lässt sie sich über männlichen Besitzanspruch, ihr Heiratsjucken und die Macken der Männer aus. Bei ihnen und ihrer Katze findet Adélaide Trost vor ihrer Scham und den Versetzungen und erfährt letztlich die heilende Wirkung einer kollektiven Schwesternschaft, unabhängig davon ob nun ein Mann an ihrer Seite steht oder nicht. Chloé Delaume rechnet in diesem schmalen Buch vernichtend mit dem
gesellschaftlichen Zwang ab, Glück und Zufriedenheit nur in einer Beziehung erfahren zu können. Kurzweilig, äußerst komisch und bitterböse.