Beschreibung
Im gegenwärtigen Diskurs uber Klasse und Klassismus kommt das Milieu, aus dem D Hunter stammt, nicht vor. 1979 oder 1980 wird Hunter in eine Familie von Irish Travellers geboren. In seiner Jugend in Nottingham bringt er sich, seinenur 13 Jahre ältere Mutter und seine drei Schwestern als minderjähriger Sexarbeiter, Drogenkurier und Dieb durch, ist Opfer und Täter extremer Gewalt. Mit Mitte zwanzig beginnt er in der geschlossenen Psychiatrie zu lesen und ist besonders beeindruckt von den Werken zweier anderer Eingeschlossener: Antonio Gramsci und Angela Davis.
»Auf uns gestellt« ist ein Buch uber Traumata, Klasse und Identität, uber die Gewalt des weißen Kapitalismus, uber ökonomisch und sozial marginalisierte Menschen, die als uberflussig gelten. Schonungslos, hart und weit entfernt von jeder Fetischisierung der Armut schreibt Hunter uber seinen Großvater, der ihn vergewaltigt, seine Freundin, mit der er ein Junkie-Leben teilt, uber seinen prugelnden rassistischen Vater, seine psychisch kranke Mutter und uber Freunde, deren Solidarität er erfahren hat. Er schreibt, weil er den verachtenden oder bemitleidenden Blick verändern will, mit dem Menschen wie er betrachtet werden.
Mit beeindruckender Klarheit und Glaubwurdigkeit fuhrt D Hunter seine Erfahrungen mit einer radikalen Theorie und Praxis zusammen fur eine solidarische Community-Arbeit und eine abolitionistische Praxis von unten, die sich gegen Staat und Gefängnissystem richtet.
Autorenportrait
D Hunter, 1979 oder 1980 geboren, reflektiert in seinen Buchern »Chav Solidarity« (2018) und »Auf uns gestellt« sein Leben als Gefangener, Obdachloser, Drogenabhängiger, politischer Agitator und Organisator. Aus der Perspektive dieser Erfahrungen betrachtet er Fragen von Klassenzusammensetzung, staatlicher Gewalt, communitybasiertem Widerstand der Arbeiterklasse, Patriarchat und weißer Vorherrschaft sowie die Entwicklung klassenbewusster sozialer Bewegungen. Derzeit begleitet er Personen, die schwere zwischenmenschliche Verletzungen und Gewalt begangen haben, bei Prozessen zur Rechenschaft und Wiedergutmachung innerhalb ihrer Community. Er lebt in Manchester und promoviert zu der Frage, wie Weißsein und Männlichkeit die Solidarität der Arbeiterklasse behindern.
Isabelle Suremann, geboren 1990, hat Fachübersetzen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften studiert. Als Studentin hat sie bisher vor allem ehrenamtlich kürzere Texte für verschiedene politische Gruppierungen, insbesondere für politischen Initiativen für Menschen auf der Flucht übersetzt.
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