Wie erlebt ein Kind den Krieg? Der Erzähler ist grade mal elf, als die Kämpfe beginnen; der Jugoslawienkrieg erreicht Sarajevo, die Stadt wird belagert. Die Lage ist unübersichtlich und die Angst bleibt über die nächsten Jahre. Bomben fallen zwischen die Wohnblocks, Nachbarn ziehen in den Krieg, Gauner werden zu Helden und der Soundtrack kommt aus einem kleinen batteriebetriebenen Radio. Die Kinder streifen unter Lebensgefahr durch die Gegend, tauschen Gefundenes mit den Blauhelmen gegen Süßigkeiten. Manchmal gehen sie auch zur Schule, wenn es gerade eine gibt. Meisterhaft verwebt Tijan Sila Popkultur mit Kriegsalltag, Banalität mit traumatischer Angst.
Man erfährt etwas über diesen Konflikt aus der Innenansicht eines Kindes, das noch nicht alles versteht und aus der Außenansicht eines Erwachsenen, der auf dieses Kind zurückblickt. Ein eindrücklicher Roman zu Krieg und Musik, der einen vieles verstehen lässt, das man vielleicht verstehen sollte, in unserer konfliktreichen Zeit. Durch 2013 ist der letzte Besuch des ostanatolischen Dorfes bereits 15 Jahre her. Als sie erneut ihre Familie besucht, erzählt ihr Onkel fast beiläufig, dass das Dorf einst von Armenier*innen bewohnt war. Daraufhin überschlagen sich die Fragen in ihrem Kopf. Sie ist sich nicht mehr sicher über ihre Herkunft und vor allem nicht über die Herkunft ihrer Großeltern. Zurück in der Schweiz fängt sie an zu recherchieren. Die Nachforschung ist qualvoll und doch möchte sie es genau wissen. Im Jahr 2022 reist sie zurück nach Erzincan und bittet ihren Baba sein Schweigen zu brechen.
Jetzt vorhanden in diesen Filialen: