Kays Empfehlung:
Norman Ohler? Ach, das ist doch der Autor von “Der totale Rausch”, richtig? Ja, das ist er. Sein Buch über die Rolle von Drogen im Dritten Reich habe ich nach seinem Erscheinen 2015 mit großem Interesse gelesen.
Nun also “Harro & Libertas”: Das führt uns auch zurück in die 1930er. Im Mittelpunkt steht der Herausgeber der unabhängigen Zeitschrift “Gegner”, Harro Schulze-Boysen, der von der SS verhaftet und misshandelt wird. Auch sein bester Freund, der Jude Henry Langer, wird geschnappt. Er überlebt nicht.
Harro schwört auf Rache. Als er auf Libertas, Tochter einer deutschen Adelsfamilie, trifft, verliebt er sich. Die beiden gründen ein Netzwerk, in dem sie über 150 künstlerisch veranlagte Frauen und Männer vereinen, die geheime Flugschriften verteilen und jüdische Freund*innen unterstützen, Zettelklebeaktionen mitten in Berlin umsetzen und die Alliierten mit militärischen Informationen aus dem Reichsluftfahrtministerium versorgen. Brandgefährliche Aktionen, bei denen mir wohl das Herz stehen geblieben wäre. Spannend ist aber auch die Liaison zwischen Libertas und Harro, deren Liebes- und Lebensstil so gar nicht ins Konzept der rigiden NS-Moral passt.
Ohlers erzählendes Sachbuch über den Widerstand der Berliner Boheme hat mich durchaus gefesselt und erneut einen Blick auf einen Teilbereich der NS-Zeit geworfen, der mir noch nicht so wirklich bekannt war. Spannend und informativ!