Benedict Wells gilt schon lange und völlig zurecht als Ausnahmetalent junger deutscher Literatur. Sein Roman "Vom Ende der Einsamkeit" hat, wie viele andere, auch mich so verzaubert hinterlassen, dass ich mir schleunigst seine anderen Bücher einverleiben musste. Nun ist sein erster Bildungsroman erschienen, ein Genre, welches mich bereits früh dank Autor*innen wie bspw. Hesse begeistert hat. Auch hier versteht sich Wells wie kein zweiter darauf, die Zeit zwischen Adoleszenz und Erwachsen-Sein auf so einfühlsame und bewegende Weise zu schildern, wie wir es hier in der Figur des 15-jährigen Sam vorfinden.
Geschildert wird der Sommer ´85 in einer Kleinstadt Missouris - das Jahr, in dem er sich zum ersten Mal verliebt und seine Mutter stirbt. Sam fängt einen Ferienjob in dem örtlichen Kino an und findet neue Freunde, die allerdings bereits ihren Abschluss haben und nach dem Sommer zum Studium wegziehen. Doch bis dahin ist noch viel Zeit, echte Freundschaft zu erleben, gemeinsam von Klippen zu springen, Straßenwellen auf einem Auto zu reiten und nach Feierabend gemeinsam alte Filmklassiker zu genießen. Dann stirbt, wie bereits erwähnt, seine Mutter und seine Welt bricht zusammen.
Der Roman trumpft mit vielen Musik- und Filmreferenzen auf und lässt Leser*innen 40+ sicher sich nostalgisch an die 80er Jahre erinnern. Mich hat es auch so beeindruckt. Wells bestimmte seine persönlichen Themen als Veränderung, Verlust und Einsamkeit und in vielerlei Hinsicht finden diese auch in "Hard Land" Eingang. Allein vom Setting her ist dieser Roman vermutlich schon unzählige Male in verschiedenen Versionen erschienen. Doch mir ist niemand bekannt, der*/die* mit solcher Leichtigkeit ein Gefühl dieser Lebensphase heraufbeschwört. Mein besonnenes Ich rät allen dieses Buch zu lesen, das andere ist davon überzeugt, dass alle, die diesen Roman verpassen, selbst schuld sind. Ich freue mich schon sehr auf die Lesung am 2.11.2021 im Babylon!
Eine Besprechung von Timo.