„Was machst du nach dem Studium? Wirst du Lehrerin?“, fragte er mich jetzt.
„Ja, vielleicht. Vielleicht gehe ich auch ganz weit weg“, erwidere ich, nur so, um eine erwachsene Antwort zu geben. (...)
„Ich würde nie aus Graun fortwollen“, sagte er und wies auf das Tal. (S.17)
Das kleine Bergdorf Graun in Südtirol ist Trinas ganze Welt. Hier lebt ihre Familie seit Generationen, hier ist sie aufgewachsen, hier ist ihr Zuhause. Als die Faschisten unter Mussolini an die Macht kommen, ist dieses idyllische Zuhause plötzlich bedroht. Die deutschsprachige Bevölkerung wird immer stärker unterdrückt, soll „italianisiert“ werden und Trina wird nicht als Lehrerin arbeiten dürfen. Sie unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen, erhält ihre Sprache im Verborgenen. Bald ist das Dorf gespalten in die „Dableiber“ und „Optanten“. Die Optanten werden nach Nazi-Deutschland auswandern und Südtirol den Rücken kehren.
Trina bleibt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Erich leistet sie Widerstand, vor allem gegen den Bau eines großen Staudamms, der den Untergang des Dorfes bedeuten würde. Ihre beiden Kinder haben ihre eigene Geschichte. Michael ist ein glühender Verehrer Hitlers und Marica verschwindet ohne Abschied mit Tante und Onkel nach Innsbruck ...
Marco Balzano verbindet gekonnt und mitreißend Trinas Schicksal mit einem wichtigen Stück Südtiroler Geschichte. Seine Sprache ist schlicht und klar und teilt doch alles mit über Identität und Selbstverständnis seiner Figuren. Starkes Buch!