Beschreibung
Beginn der Menstruation - Ein Grund zum Feiern Julia Becket lässt 30 Frauen erzählen, wie es war, als sie zum ersten Mal bluteten. Sehr persönliche Bekenntnisse zum Prozess des Frauwerdens, die ein über acht Jahrzehnte hinweg gewandeltes Selbstverständnis zeigen. Denn über das Erzählen wird die Atmosphäre eingefangen, die jede Frau mit dem Beginn ihrer Menstruation verbindet, und ein Bogen gespannt zwischen damals und heute, wenn Frauen mehrerer Generationen sich treffen und darüber sprechen: Was ist uns Vorbild und hat uns selbst gestärkt? Wie haben wir unsere erste Blutung erlebt? Welche Vorbereitungen gingen dem voraus? Was macht für uns das Wesen der monatlichen Blutung aus? Welche Freiräume gab es, und welche hätten wir gerne gehabt? Um dann mit ihren Töchtern, Enkelinnen, Nichten und Freundinnen den Beginn der Menstruation zu zelebrieren und im gemeinsamen Tanz symbolhaft zu erleben, wie es sich anfühlen kann, im Mittelpunkt eines Frauenkreises zu sein: aufgenommen, bedacht, gesehen, gesegnet
Leseprobe
ENDLICH! Das war mein erster Gedanke, als mir klar wurde, dass das Feuchte da in meiner Unterhose Blut war. Ich stand morgens in der Küche, hatte gerade den Wasserkocher angeschaltet und musste plötzlich dringend auf die Toilette. Ich war fast 16 und wartete schon lange darauf, endlich, wie alle meine Freundinnen, »meine Tage« zu haben und mitreden zu können. Nun war es also so weit, und obwohl ich durch meine Mutter, Freundinnen und den Biologieunterricht Bescheid wusste, war mir das Ganze doch nicht so ganz geheuer. Natürlich erzählte ich sofort meiner Mutter davon, die mich erst einmal mit einer Binde versorgte. Meine beste Freundin, die ja diese ganze Aufregung schon hinter sich hatte, war nicht allzu interessiert, was mich etwas enttäuschte; aber nach ein paar Monaten war das alles auch für mich schon zur Routine geworden. Ich fing ziemlich bald an, nur noch Tampons zu benutzen, denn ich finde den Geruch des Blutes einfach widerlich und auch das Gefühl, spüren zu können, wie das Blut in die Binde sickert, eher unangenehm. Zudem fällt es kaum auf, wenn man einen Tampon in der Hosentasche hat. Wenn ich meine Tage habe, bin ich leicht reizbar und könnte ständig völlig grundlos anfangen zu weinen. Außerdem habe ich meistens ziehende Schmerzen im Unterleib und vor allem in den Beinen. Nervig ist noch dazu, dass man in dieser Zeit immer daran denken muss, dass man genügend Tampons mitnimmt, wenn man weggeht und, dass man nicht so ohne Weiteres schwimmen gehen kann (sehr peinlich: man steigt aus dem Becken und der Faden des Tampons hängt einem aus der Bikinihose.). Apropos peinlich, bei einer Kontrolle am Flughafen fragte mich eine Sicherheitsbeamtin, was ich denn da in der Hosentasche hätte und bat mich, es ihr zu zeigen - ein Tampon natürlich - und das auf der Studienfahrt nach London, d. h. die ganze Klasse schaute zu. Trotz allem ist es ein schönes Gefühl, ausnahmsweise mal empfindlich sein zu dürfen und einen guten Grund zu haben, sich einfach nur faul aufs Sofa zu legen. Was ich früher ganz besonders positiv fand: ein hieb -und stichfestes Argument dafür, dass ich nicht am Sportunterricht teilnehmen musste. Dabei muss ich zugeben, dass Bewegung manchmal mehr bringt, als sich mit einer Wärmflasche ins Bett zu kuscheln. Denn dabei geraten die Schmerzen so in den Mittelpunkt, dass man garantiert an nichts anderes mehr denkt. Ich gehe lieber tanzen - ich bin abgelenkt und vergesse meine Schmerzen. Hauptsache, niemand wagt es, mich zu reizen, denn sonst kann es passieren, dass ich auf der Stelle in Tränen ausbreche. Meiner Meinung nach sollte man nicht zu viel Aufhebens um die Menstruation machen, sondern vielmehr seinen individuellen Umgang damit finden. Es mag ungerecht sein, dass nur wir Frauen diese komischen Tage im Monat haben, aber ich finde, es hat auch etwas Faszinierendes an sich und bringt einem den eigenen Körper näher. All den Mädchen, die noch gespannt auf ihre ersten Tage warten, wünsche ich, dass sie immer einen Gesprächspartner haben, mit dem sie offen und frei von Tabus über dieses Thema sprechen können. Swantje, 18 Jahre