Beschreibung
Auf keinen Fall kann das Theater es sich leisten, den Beginn jener gewaltigen kulturellen Transformation zu verschlafen, die mit dem Anthropozän einhergeht. Die kulturelle Neuordnung wird allein durch die unhintergehbare Tatsache, dass das Klima wie die Weltmeere nicht an den nationalen Grenzen halt macht, die globale Zukunft bestimmen.
Auch wenn Theater-Urgott Dionysos einem Hang zur Metamorphose nachging und sich vor den Augen der Zuschauer in ein Tier verwandelte, operiert die Bühne seit Jahrhunderten mit einem sozialen Kosmos, den fast ausschließlich Angehörige der Gattung Homo sapiens bespielen. Heute läuten die ökologischen Katastrophen das Ende des Anthropozentrismus ein. Damit stellt das einsetzende planetarische Zeitalter das Theater vor völlig neuartige Aufgaben.
"Das Drama des Anthropozäns" reflektiert die tektonischen Verschiebungen, welche das Anthropozän, die erstmalige Kreuzung von Erd- und Menschengeschichte, für die Bühne mit sich bringt, taucht Motive tradierter Stücke in ein fremdes Licht und bahnt künftigen Konzeptualisierungen den Weg.
Neben seinem Essay enthält der Band auch ein Gespräch von Frank-M. Raddatz mit Antje Boetius, Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts, und dem Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger.
Autorenportrait
Frank-M. Raddatz gründete 2019 mit der Meeresbiologin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Antje Boetius und der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin Sabine Kunst das Theater des Anthropozän. Zahlreiche Publikationen mit und zu Heiner Müller wie zu Ästhetik, Politik und Literatur des Theaters. In den letzten Jahren insbesondere zu Fragen einer anthropozänen Bühne. Als Dramaturg arbeitete er u. a. mit Frank Castorf, Dimiter Gotscheff, Janis Kounellis, Einar Schleef, Tadashi Suzuki, Theodoros Terzopoulos. Er lehrt an diversen Universitäten, zurzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Inhalt
Das Drama des Anthropozäns
von Frank M. Raddatz / Seite 7
Anthropozäne Kartografierungen
von Frank M. Raddatz, Antje Boetius und Hans-Jörg Rheinsberger / Seite 105
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