Eine Frage der Erziehung

Roman, Ein Tanz zur Musik der Zeit 1

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783941184367
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 21 x 12.9 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Der zwölfbändige Zyklus Ein Tanz zur Musik der Zeit aufgrund seiner inhaltlichen wie formalen Gestaltung immer wieder mit Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit verglichen gilt als das Hauptwerk des britischen Schriftstellers Anthony Powell und gehört zu den bedeutendsten Romanwerken des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von dem gleichnamigen Bild des französischen Barockmalers Nicolas Poussin, zeichnet der Zyklus ein facettenreiches Bild der englischen Upperclass vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die späten sechziger Jahre. Aus der Perspektive des mit typisch britischem Humor und Understatement ausgestatteten Ich-Erzählers Jenkins der durch so manche biografische Parallele wie Powells Alter Ego anmutet bietet der Tanz eine Fülle von Figuren, Ereignissen, Beobachtungen und Erinnerungen, die einen einzigartigen und aufschlussreichen Einblick geben in die Gedankenwelt der in England nach wie vor tonangebenden Gesellschaftsschicht mit ihren durchaus merkwürdigen Lebensgewohnheiten. So eröffnet Powell seinen Tanz in dem Band Eine Frage der Erziehung mit Szenen der Jugend: Jenkins in der Abschlussklasse des College, während eines Sprachaufenthalts in Frankreich sowie beim Five O Clock Tea seines Universitätsprofessors. Jahre später sehen wir ihn im zweiten Teil, Tendenz: steigend, auf Bällen und Partys der Oberklasse, aber auch der Boheme, wo er neue und immer wieder alte Bekannte trifft sowie erste Liebschaften erlebt. Geheimnisvolle spiritistische Sitzungen und Dinnerpartys kennzeichnen den dritten Teil, Die Welt des Wechsels, bis im vierten, Bei Lady Molly, der Erzähler während eines Wochenendaufenthalts ein Schloss besucht, wo er seine zukünftige Frau kennenlernt. Der historische Hintergrund, die Jahre zwischen 1921 und 1934, scheint dabei immer wieder überraschend schlaglichtartig auf. In deutscher Sprache ist Powells Tanz recht unbekannt geblieben, mangelte es doch bisher an einer Übersetzung des gesamten Zyklus. Drei Anläufe hat es in der Vergangenheit ge­ge­ben, alle scheiterten. Die hier vorgestellte Ausgabe startete im Oktober 2015 mit den Bän­den 1 bis 4. Sie basiert auf den in den 80er Jahren von Heinz Feldmann (geb. 1935) angefertigten und neu durch­gesehenen ersten drei Teilen. Bisher sind acht Bände erschienen. Die Bände 9 bis 12 werden in halb­jährlichem Rhythmus bis Herbst 2018 erscheinen aus der Feder desselben Übersetzers, über den Anthony Powell in seinem Tagebuch vermerkte: I am lucky to have him as a translator.

Autorenportrait

Anthony Powell (19052000) besuchte das Eton College, studierte in Oxford und heiratete eine Adlige. Er arbeitete als Lektor in einem Londoner Verlag, schrieb Drehbücher und Beiträge für britische Tageszeitungen, war Herausgeber des Magazins Punch und Autor zahlreicher Romane. Jene gesellschaftliche Oberschicht Großbritanniens, der er selbst angehörte, porträtierte er in seinem zwölfhändigen Romanzyklus A Dance to the Music of Time. Während seine Altersgenossen und Freunde Evelyn Waugh, Graham Greene und George Orwell sich auch im deutschsprachigen Raum bis heute großer Popularität erfreuen, ist Anthony Powell hierzulande noch nahezu unbekannt.

Leseprobe

Die endlos langen, trostlosen Sonntagnachmittage in der Universitätsstadt wurden etwas erträglicher, wenn man Sillerys Teegesellschaften besuchte, wo jeder nach halb vier hereinschauen konnte. Das Wirken eines mathematischen Gesetzes der Serie regulierte die Zahl der Anwesenden bei diesen Zusammenkünften immer auf zwischen vier und acht Personen die meisten von ihnen Studenten, aber gelegentlich befand sich auch ein Dozent unter ihnen. Ich wurde etwa Mitte meines ersten Trimesters durch Short, einen sanften Studenten in seinem zweiten Jahr, der zu Sillerys College gehörte und sich für Politik interessierte, in sie eingeführt. Short erklärte mir, dass Sillerys Gesellschaften seit Jahren eine fest etablierte Rolle in dem Leben der Universität spielten und dass die Trockenheit des Gebäcks, das ein äußerst wichtiges Element dieser Nachmittagspartys bildete, zu einem so abgedroschenen Thema akademischen Humors geworden sei, dass selbst Sillery manchmal auf die anhaltend ungenießbare Qualität dieser aus einer vergessenen Kuchenwelt herübergeretteten Fossilien anspielte. Bei diesen Gelegenheiten pflegte Sillery seine Gäste an die spaßigen oder absonderlichen Bemerkungen zu erinnern, die von früheren Generationen junger Männer, die in längst vergangenen Tagen den Tee bei ihm eingenommen hatten, über das Gebäck fallengelassen worden waren; und er zitierte dabei besonders gern die glänzende Schar seiner Bekannten unter den ehemaligen Studenten, die im späteren Leben zu gewissen Würden aufgestiegen waren eine Klasse, der er unverhohlene Hochachtung entgegenbrachte.