Beschreibung
Über das gräfliche Geschlecht der Finckensteins führt Günter de Bruyn in diesem erzählerischen, oft romanhaften Buch in die Geschichte und Kultur Preußens ein. Literatur, Gesellschaft, die Wirren und Widersprüche der preußischen Geschichte spiegeln sich in dieser Familie, die über Jahrzehnte im Zentrum des Geschehens stand. Königin Luise von Preußen ist weniger als historische Figur denn als Legende in Bildern, Büsten und zahllosen Büchern überliefert. Günter de Bruyn zeigt die Wirkungsmächtigkeit dieser Legende über zwei Jahrhunderte. Keine der Straßen Berlins verbindet man bis heute so sehr mit der Geschichte Preußens und seiner Hauptstadt wie Unter den Linden. Günter de Bruyn führt uns auf die ihm eigene, unnachahmliche Weise durch die Geschichte des Boulevards und seiner Bewohner. Ausstattung: mit zahlreichen s/w-Abbildungen; Drei Bände in Kassette
Autorenportrait
Günter de Bruyn (1926-2020) arbeitete seit 1961 als freier Schriftsteller in der DDR. Bekannt machten ihn seinen beiden autobiografischen Büchern 'Zwischenbilanz' und 'Vierzig Jahre', sowie etliche ebenfalls autobiographisch gefärbte Romane. Durch sein Engagement gegen Zensur, gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und für die Friedensbewegung geriet er immer wieder in Konflikt mit dem Staatssystem der DDR. Nach der Wende wurde sein Roman 'Preußens Luise' wurde 2002 mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet. Zu Günter de Bruyns zahlreichen Auszeichnungen zählen der Heinrich-Mann-Preis, der Thomas-Mann-Preis, der Große Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Künste und der Jean-Paul-Preis.
Leseprobe
Um die au?rgew?hnliche Verehrung der K?nigin Luise von Preu?n entstehen, andauern und sich ?ber ganz Deutschland ausbreiten zu lassen, mu?en verschiedene Ereignisse und Umst?e zusammenkommen. Sch?nheit und Anmut mu?en selten gewesen sein auf preu?schen Thronen; b?rgerliche Tugenden mu?en ?ffentliche Wertsch?ung genie?n; ein fr?her Tod mu?e die K?nigin in der Erinnerung jung erhalten, Preu?n die schlimmste Niederlage seiner Geschichte erleiden, und die Periode seiner Dem?tigungen mu?e siegreich zu Ende gehen. Da?aber Luise, die siebente von insgesamt elf preu?schen K?niginnen, f?r das Deutsche Reich von 1871 mit dem Hohenzollernkaiser an der Spitze zu einer Art Ursprungsmythos werden konnte, hing sowohl mit dem zu ihren Lebzeiten erstarkenden deutschen Nationalbewu?sein und der besonderen Rolle Preu?ns in den Befreiungskriegen zusammen als auch - und das in erster Linie - mit ihrem Sohn Wilhelm, der sechzig Jahre nach ihrem Tode deutscher Kaiser wurde. Passend dazu war die Verflechtung ihres Lebens mit au?rpreu?schen deutschen L?ern. Sie war eine mecklenburgische Prinzessin, wurde aber in Hannover geboren und hatte ihre Jugend s?dlich des Mains verbracht. Sie sprach Hochdeutsch mit hessischen Dialektankl?en und war schon als junges M?hen mit der Mutter des in ganz Deutschland verehrten Goethe bekannt und vertraut gewesen. In ihr verbanden sich, wie man sp?r in v?lkischer Tonart sagte, ?die schlichte Treue und das Pflichtbewu?sein der schweren norddeutschen St?e? mit der ?Herzensw?e und Heiterkeit s?ddeutschen Blutes?. Und da sie zu den blonden und blau?igen Sch?nheiten geh?rte, eignete sie sich auch vom ??ren her f?r eine Lichtgestalt deutscher Art. Die sch?nen Schwestern In Hannover war die Mecklenburgerin geboren worden, weil ihr Vater, bevor er regierender Gro?erzog von Mecklenburg-Strelitz wurde, als Gouverneur der Stadt in englischen Diensten gestanden hatte, und ins Hessische war sie mit sechs Jahren geraten, als ihre Mutter, eine geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt, gestorben war. Bei der Gro?utter war sie im Darmst?er Alten Palais aufgewachsen und mit siebzehn Jahren in Frankfurt am Main gezielt mit dem preu?schen Kronprinzen zusammengebracht worden. Und da die beiden sich ineinander verliebten und der K?nig diese Verbindung w?nschte, waren sie wenige Wochen sp?r verlobt. Am 10. M? 1776 war Luise zur Welt gekommen, am 22. Dezember 1793 kam sie als Braut nach Berlin. Den Triumphzug der Einholung durch B?rger und Soldaten erlebte die Siebzehnj?ige an der Seite ihrer j?ngeren Schwester Friederike, die die Braut des j?ngeren Bruders des Kronprinzen war. Schadow war so entz?ckt von den beiden, da?er ihren hessischen Dialekt als ?die angenehmste aller deutschen Mundarten? bezeichnete. Er spricht von einem ?Zauber?, der sich durch den Liebreiz der Schwestern ?ber der Residenz ausbreitete und die Berliner durch die Frage entzweite, welche die Sch?nere von beiden sei. Er selbst entzog sich dieser Entscheidung, indem er beide in seinem heute ber?hmten Marmorstandbild, der sogenannten Prinzessinnengruppe, vereinte und so Luise, noch bevor sie K?nigin wurde, als Gebilde der Kunst in die Unsterblichkeit hob. F?r die Ausformung der Luisen-Legende hatte die Prinzessinnengruppe allerdings kaum eine Bedeutung, sieht man von einer indirekten, ?ber die Literatur vermittelten Wirkung ab. Schuld daran war Luises Gatte, Friedrich Wilhelm III., der noch Kronprinz war, als der K?nig das Kunstwerk in Auftrag gegeben hatte, bald nach dessen Fertigstellung aber selbst K?nig wurde und es, wie vieles, das sein Vater getan oder veranla? hatte, verwarf. Johann Gottfried Schadow, 1764 in Berlin geboren, Sch?ler des Hofbildhauers Tassaert, seit 1788 dessen Amtsnachfolger, hatte schon Meisterwerke wie die Quadriga des Brandenburger Tores und das Zieten-Denkmal f?r den Wilhelmplatz in Berlin geschaffen, so da?der Minister von Heynitz, als er Friedrich Wilhelm II. vorschlug, die Sch?nheit der Schwestern von Schadow verewigen zu lassen, ih Leseprobe
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Straße 28
DE 81673 München