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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868274905
Sprache: Deutsch
Umfang: 544 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 18.5 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Claire hat das Zeug zur Malerin, aber ihr Vater macht eine Gemäldefälscherin aus ihr. Doch sie kann fliehen. Ein sorgenfreies Leben als Sekretärin der reichen Mrs Acklen ist nun zum Greifen nah und auch Liebesglück winkt - wäre Mrs Acklen nur nicht Kunstsammlerin und der Mann ihrer Träume nicht Anwalt, der nach Kunstfälschern fahndet

Autorenportrait

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

Leseprobe

1 Französisches Stadtviertel, New Orleans, Louisiana 7. September 1866 Claire Laurent betrachtete die Leinwand auf der Staffelei vor sich und obwohl Meisterwerk zu hoch gegriffen wäre, um das Bild zu beschreiben, wusste sie doch, dass es ihr bislang bestes Gemälde war. Warum war sie dann so enttäuscht? Weil es ein gemeiner Betrug war und unter ihren Reifröcken und Spitzen winzige Schweißperlen über ihre Haut liefen. Während sie mit einer Hand durch ihre Locken fuhr und mit der anderen den mit Farbe getränkten Pinsel in einen Becher Terpentin tauchte, wusste sie ganz genau, was der Grund für ihre Enttäuschung war. Dieses Wissen verstärkte ihre Schuldgefühle noch mehr. Ihr Blick wanderte zur rechten unteren Ecke der Leinwand, zu der Stelle, die für die Signatur des Künstlers reserviert war. Sie hatte sich noch nicht überwinden können, dieses Bild zu signieren. Nicht mit diesem Namen. Denn von allen Landschaftsbildern, Stillleben und Porträts, die sie gemalt hatte, hatte sie bei keinem das Gefühl gehabt, es wäre ihres. Bis zu diesem Bild. Ein Windhauch, feucht und schwer mit der untrüglichen Ankündigung von Regen, wehte durch das offene Fenster in ihr Zimmer im ersten Stock. Sie warf einen Blick aus dem Fenster über die Stadt und atmete die salzige Luft ein, die vom Golf herübergeweht wurde. Sie betrachtete das Vieux Carré unter sich, den Alten Platz, den sie schon so oft gemalt hatte, dass sie die Augen schließen und trotzdem jedes Detail sehen konnte: die pastellfarbenen Gebäude, die sich dicht nebeneinanderdrängten und die engen Straßen säumten, während ihre Balkone aus kunstvollem, schwarzem Schmiedeeisen mit leuchtenden Blüten in den Farben des Spätsommers wie hängende Körbe an den Häusern prangten. Diese Kombination verlieh diesem Stadtteil einen Charme und eine Schönheit, die einzigartig waren. Kein Wunder, dass sie sich so schnell in New Orleans verliebt hatte, auch wenn die letzten Monate wirklich sehr schwer gewesen waren. Das gleichmäßige Ticken der Uhr auf dem Kaminsims machte ihr bewusst, dass die Sekunden verstrichen. Sie atmete langsam aus. Dann erhob sie sich von ihrem Hocker und streckte sich. Sie merkte, dass sie an den letzten Tagen zu spät schlafen gegangen und zu früh aufgestanden war, aber das hatte sich nicht vermeiden lassen. Um dieses Gemälde fertigzustellen, hatte sie länger gebraucht, als sie angenommen hatte. Viel länger, wie ihr Vater sie immer wieder erinnerte. Es war schon fast halb drei und sie musste die Galerie spätestens um drei Uhr verlassen, hatte ihr Vater verlangt. Sie wusste, dass sie sich von seiner Forderung nicht beirren lassen sollte. Es war nicht das erste Mal, dass er von ihr verlangte fortzugehen, während er mit Kunden der Galerie sprach. Es war auch nicht so, dass sie nicht gewusst hätte, was er in dieser Zeit machte. Woraus ihr Familienunternehmen bestand. Seine zunehmende Gereiztheit in den letzten Wochen hatte ihre Einstellung ihm gegenüber auch nicht verbessert. Obwohl er bestimmt kein sanfter Mann war, hatte er trotzdem normalerweise keine so scharfe Zunge. Aber in den letzten Tagen war schon mancher Blick von ihm messerscharf gewesen. Claire Elise? Où es-tu? Sie erstarrte, als sie seine Stimme hörte. Oui, Papa. Ich bin hier oben. Sie warf einen Blick auf die Leinwand hinter sich und rang mit dem lächerlichen Wunsch, sie zu verstecken. Irgendwie wollte sie nicht, dass er das Bild sah. Noch nicht. Wenn es nach ihr gegangen wäre, würde er es überhaupt nicht sehen. Vielleicht könnte sie ihm erzählen, dass es noch nicht fertig sei. Aber ihr Vater brauchte nur einen einzigen Blick auf sie zu werfen und wusste die Wahrheit. Sich zu verstellen und zu lügen war eine Kunst, die sie noch nie beherrscht hatte. Im Gegensatz zu ihm. Die eiligen Schritte auf der Treppe verrieten ihr, dass sie nicht genug Zeit hatte, um das Gemälde hinter dem Kleiderschrank zu verstecken. Ein Tuch darüberzuwerfen kam nicht infrage, da die letzten Pinselstriche erst wenige Minuten alt waren. Vielleicht würde er ihr erlauben, das Bild zu behalten, wenn sie ihm erklärte, wie viel dieses spezielle Gemälde ihr bedeutete. Aber sie hatte das Gefühl, dass ein solches Gespräch ähnlich verlaufen würde wie das Gespräch vor einem halben Jahr nach dem Tod ihrer Mutter, als sie ihm so deutlich, wie sie es gewagt hatte, erklärt hatte, dass sie nicht mehr so malen wollte. Ihr Vater hatte sie nie geschlagen, aber in diesem Moment hatte sie gespürt, dass er das am liebsten getan hätte. Sie hatte es nicht gewagt, das Thema noch einmal anzusprechen. Bis jetzt. Ah Er blieb an der Tür hinter ihr stehen. Endlich. Bist du endlich fertig? Sein Tonfall war weniger scharf als am Morgen und verleitete sie zu der Hoffnung, dass sich seine Stimmung gebessert haben könnte. Ja ich bin fertig. Sie wappnete sich gegen seine Reaktion und seine harsche Kritik und trat zur Seite. Ihre Nerven und ihr ganzer Körper waren angespannt. Er starrte das Bild an. Dann blinzelte er. Einmal, zweimal. Jardins de Versailles. Schon wieder. Ein Muskel an seinem Kinn zuckte. Das ist nicht das Bild, das wir besprochen haben. Er schaute sie an, dann wanderte sein Blick wieder zur Leinwand. Seine konzentrierte Miene verriet, dass er das Bild streng begutachtete. Aber es zeigt eine gewisse Verbesserung. Claire spürte, wie ihre Nerven sich bei dem leisen Hauch eines Lobs entspannten. Bis sie es sah. Dieses bekannte Funkeln in seinen Augen. Ihr Vater schätzte Kunst. Auf seine Weise. Aber in seinem Herzen war er Geschäftsmann. Sein Stolz auf ihr künstlerisches Talent blieb im Wettstreit mit dem Profit, den er durch den Verkauf ihrer Bilder zu machen hoffte, hoffnungslos auf der Strecke. Ihre Bilder Die Ironie dieses Gedankens drückte wie ein schwerer Stein auf ihre Brust, ließ aber einen unerwarteten - und gefährlichen - Anflug von Mut in ihr aufkeimen. Papa, ich Die Worte blieben ihr im Halse stecken, da ihre Kehle wie zugeschnürt war. Dabei schaute er sie noch nicht einmal an. Ich muss mit dir über etwas sprechen. Über etwas, das für mich sehr wichtig ist. Ich weiß, dass du nicht Seine Hand fuhr in die Höhe, woraufhin sie erschrocken zusammenzuckte. Aber er schien ihre Reaktion gar nicht zu bemerken. Das ist nicht das Landschaftsbild, das du dieses Mal malen solltest. Es ist auch nicht so, wie ich es dem Kunden beschrieben habe, aber Er betrachtete ihre Wiedergabe des Palastes von Louis XIV und der umliegenden Gärten und stieß dann einen theatralischen Seufzer aus. Da uns keine Zeit bleibt und da dieser Kunde unbedingt einen François-Narcisse Brissaud besitzen will, muss das genügen. Er nickte kurz, als ringe er selbst in diesem Moment mit seiner Entscheidung. Ja. Ich bin sicher, dass ich ihn vom Wert dieses Bildes überzeugen kann. Er grinste höhnisch. Schließlich schicken die größeren Pariser Galerien öfter das falsche Bild. Aber das nächste Mal, Claire, er schaute mit strengem Blick auf sie hinab, musst du bis ins kleinste Detail das Bild malen, auf das wir uns geeinigt haben. Claire schaute ihn fragend an. Seine Worte schmerzten sie in vielerlei Hinsicht. Aber am meisten störte sie eines. Du hast schon einen Käufer für dieses Bild? Obwohl er es noch gar nicht gesehen hat? Ein befriedigtes Lächeln zuckte um seinen Mund, als sein Blick zu ihrem Bild zurückwanderte. Ich habe dir doch gesagt, dass es dazu kommen würde. Es spricht sich herum. Nach zwei Jahren unermüdlicher Arbeit bekommt unsere bescheidene kleine Galerie endlich die Anerkennung in dieser Stadt, die sie verdient. Und auch das Vertrauen unserer Kunden, wie ich es vorhergesehen hatte. Das alles brauchte nur seine Zeit. Und mein Verhandlungsgeschick. Obwohl ich zugeben muss, wenn ich deine Mischung aus helleren und dunkleren Schattierungen sehe und wie du die Farben im Garten dieses Mal ineinander übergehen lässt, dass du dir meinen Rat zu Herzen genommen hast. Claire erwiderte nichts, da sie gelernt hatte, dass sie am besten schwieg, wenn er davon sprach, dass sie seinen Rat befolgen sol...