Beschreibung
Die Perspektive eines bloß national oder einsprachlich verstandenen Literaturbegriffs wird durch die Realität der interkulturellen Literatur herausgefordert. Sie kann als eine unvorhergesehene Erweiterung verstanden werden, die dennoch an Bewegungen der klassischen sowie der späten Moderne anknüpft. Die Unschärfe des Grenzen überschreitenden Kulturbegriffs zwingt zwar zu Präzisierungen, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich längst eine Forschung in diesem Bereich etabliert hat, die für den deutschsprachigen Raum auf den Zeitabschnitt ab den 1950ern fokussiert. Es ist in dieser Hinsicht nicht nötig, das Rad immer wieder neu zu erfinden, sondern wünschenswert, vom erreichten Forschungsstand ausgehend den Blick weiter zu schärfen. Der hier vorliegende Versuch, aus verschiedenen Blickrichtungen Fragen an die interkulturelle Literatur zu stellen, verknüpft in diesem Sinne mehr spezifische Analysen mit überblicksartigen Darstellungen. Ob Sten Nadolnys Selim nun denn ein Einzelkind sei oder nicht, wird dabei ebenso diskutiert wie politische, minoritäre oder ästhetische Fragestellungen. Insgesamt geht es diesem Band um eine möglichst facettenreiche Annäherung an die interkulturelle Literatur, die frische Impulse für die weitere Forschung liefern will.
Autorenportrait
Dr. Helmut Grugger, seit 2012 am Department für German Studies des MIC, University of Limerick, Irland. Studium der deutschen Philologie, der Philoso-phie und Psychologie; über mehrere Jahre Lektor für Sprach- und Literaturwis-senschaften in Tschechien sowie externer Lehrbeauftragter an der LFU Inns-bruck. Promotion zu Dramaturgie des Subjekts bei Heinrich von Kleist (Würzburg 2010). Seine Forschungsschwerpunkte sind die philologische Analyse der Schnittstellen zwischen Literatur und Subjekttheorie bzw. Psychotraumatologie. Dr. Szilvia Lengl studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München und an der Universität Augsburg. 2003 erhielt sie den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studentinnen und Studenten an deutschen Hochschulen. 2006-2008 war sie Promotionsstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung, 2005-2009 organisierte sie die interkulturelle Lesereihe Treffpunkt Zunge. 2009 folgte ihre Promotion im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg zum Thema Interkulturelle Frauenfiguren im deutschsprachigen Roman der Gegenwart. Aspekte der interkulturellen Literatur und der Literatur von Frauen in den Werken von Terézia Mora, Zsuzsa Bánk und Aglaja Veteranyi. Szilvia Lengl ist Mitbegründerin der Forschungsgruppe Parola vissuta, arbeitete von September 2012 bis Juni 2014 am Mary Immaculate College in Limerick, Irland und lebt in Berlin.