Im Meer schwimmen Krokodile

Die wahre Geschichte von Enaiatollah Akbari

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783813504040
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format (T/L/B): 2 x 20.5 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

"Ein poetischer, zu Herzen gehender Roman über die Kraft der Wünsche und den unbedingten Willen, glücklich zu sein - und sei es nur, weil man am Leben ist." ttt - titel thesen temperamente Ein "Fänger im Roggen", jedoch aus dem Haus des Islam. Ein atemberaubendes Buch, tief und ungeheuer reich. Paul Badde / Die Welt "Hier sprechen nichts als die Fakten. Und doch kündet diese Geschichte – hochaktuell angesichts der akuten Flüchtlingsströme aus Nordafrika – von der unzerstörbaren Kraft der menschlichen Hoffnung auf und dem notwendigen Glauben an ein besseres Morgen." Deutschlandradio Kultur „Radiofeuilleton/Kritik"

Autorenportrait

Fabio Geda, 1972 in Turin geboren, veröffentlichte mehrere Romane. Bei einer Lesung lernte er eines Abends Enaiatollah Akbari kennen, der ihm seine Geschichte erzählte. Ihr gemeinsames Buch "Im Meer schwimmen Krokodile" eroberte in Italien die Bestsellerlisten und verhalf seinem Autor auch international zum Durchbruch: Der Roman erschien in 18 Ländern.

Leseprobe

Afghanistan Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass sie wirklich weggeht. Wenn man als Zehnj?iger abends einschl?, an einem ganz normalen Abend, der auch nicht dunkler, sternenklarer, stiller oder ?bel riechender ist als andere; an einem Abend, an dem dieselben Muezzin von den Minaretten zum Gebet rufen wie immer; wenn man als Zehnj?iger - und das ist nur so dahingesagt, weil ich gar nicht genau wei? wann ich geboren bin, denn in der Provinz Ghazni gibt es kein Geburtenregister - also, wenn man als Zehnj?iger einschl?, und deine Mutter dr?ckt deinen Kopf vor dem Schlafengehen l?er an ihre Brust als sonst und sagt: Drei Dinge darfst du nie im Leben tun, Enaiat jan, niemals, versprich es mir. Erstens: Drogen nehmen. Manche duften und schmecken gut, und wenn sie dir vorgaukeln, mit ihnen ginge es dir besser als ohne, h?r nicht auf sie, versprich es mir! Versprochen. Zweitens: Waffen benutzen. Auch wenn jemand dich oder deine Ehre beleidigt, versprich mir, dass deine Hand niemals zu einer Pistole, einem Messer, einem Stein, ja nicht einmal zu einem Holzl?ffel greifen wird, wenn dieser Holzl?ffel dazu dient, einen Menschen zu verletzen. Versprich es mir! Versprochen. Drittens: Stehlen. Was dir geh?rt, geh?rt dir. Was dir nicht geh?rt, nicht. Das Geld, das du zum Leben brauchst, wirst du dir erarbeiten, auch wenn es m?hsam ist. Du wirst niemanden betr?gen, Enaiat jan, versprochen? Du wirst allen gastfreundlich und gro??gig begegnen. Versprich es mir! Versprochen. Also, auch wenn deine Mutter solche Sachen zu dir sagt, anschlie?nd zum Fenster schaut und anf?t, von Tr?en zu reden, und dich dabei ununterbrochen liebkost - wenn sie von Tr?en spricht wie dem Mond, in dessen Schein man abends essen kann, und von W?nschen. Davon, dass man immer einen Wunsch vor Augen haben soll, wie ein Esel eine Karotte, und dass uns erst der Wille, unsere W?nsche wahr zu machen, die Kraft gibt, morgens aufzustehen, ja, dass es das Leben lebenswert macht, wenn man nur immer sch?n seinen Wunsch im Kopf beh?. Also, auch wenn dir deine Mutter beim Einschlafen solche Dinge sagt, mit einer leisen, sonderbaren Stimme, die dir die H?e w?t wie Kohlenglut, wenn sie also damit die Stille f?llt, ausgerechnet sie, die stets n?chtern und wortkarg war - selbst dann f?t es dir schwer zu glauben, dass ihre Worte khoda negahdar bedeuten: Lebewohl. Einfach so, aus heiterem Himmel. Als ich am n?sten Morgen aufwachte, reckte und streckte ich mich und suchte rechts neben mir nach dem vertrauten K?rper meiner Mutter. Nach dem beruhigenden Duft ihrer Haut, der f?r mich so etwas bedeutete wie: Los, wach auf, steh auf! Aber meine Hand griff ins Leere, und ich bekam nur das wei? Baumwolllaken zu fassen. Ich zog es an mich, drehte mich um und riss die Augen auf. Ich setzte mich auf und rief nach meiner Mutter. Aber weder sie noch sonst irgendjemand hat mir geantwortet. Sie war in dem Zimmer, in dem wir ?bernachtet hatten und das noch warm war von den sich im D?erlicht regenden Leibern. Sie war nicht an der T?r und nicht am Fenster, um auf die von Autos, Lastwagen und Fahrr?rn befahrene Stra? zu schauen. Sie war auch nicht bei den Wasserkr?gen oder in der Raucherecke, um sich, wie sie es in den letzten drei Tagen gemacht hatte, mit jemandem zu unterhalten. Von drau?n drang der L? von Quetta herein, der sehr viel lauter ist als der in meinem kleinen Heimatdorf, einem Fleckchen Erde voller H?er und B?e in der Provinz Ghazni. F?r mich ist das der sch?nste Ort der Welt, und das sage ich jetzt nicht nur, um damit anzugeben, sondern weil es wahr ist. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es die Gr?? der Stadt war, die diesen L? verursachte. Ich dachte, es handelte sich um ganz normale Nationalit?unterschiede wie die Art, das Fleisch zu w?rzen. Ich dachte, der L? in Pakistan w? anders als der in Afghanistan, und dass jedes Land seinen eigenen L? hat, der von allem M?glichen abh?t. Zum Beispiel davon, was die Leute essen und wie sie sich fortbewege