Beschreibung
Ohne Verrat keine Kreuzigung - Ohne Kreuzigung keine Auferstehung - Ohne Auferstehung keine Erlösung ... Während Catherine Bell, eine rebellische Ordensfrau, in Rom einem Disziplinarverfahren entgegensieht, kommt ihr Mentor, Pater Darius, bei einem mysteriösen Unfall ums Leben. Kurz darauf nimmt sich der einflussreiche Kardinal Benelli das Leben. Doch zuvor enthüllt er Catherine, dass nur sie mit ihrer außergewöhnlichen Gabe den Papst retten kann. Verwirrt wendet sie sich an ihren Jugendfreund Ben Hawlett, der als vatikanischer Agent arbeitet und ihr rät, sich ausgerechnet ihrem Erzfeind Kardinal Ciban, dem Chef der Glaubenskongregation, anzuvertrauen. Um das geistige Oberhaupt der katholischen Kirche beschützen zu können, wird Catherine in den päpstlichen Privathaushalt eingeschleust. Dort entdeckt sie ein unfassbares Geheimnis um den Papst und die kürzlich verstorbenen Geistlichen. Doch was hat Kardinal Ciban damit zu tun? Und was hat es mit dem mysteriösen Evangelium des Judas auf sich?
Autorenportrait
Alex Thomas ist das Pseudonym eines im Westen Londons lebenden Autorenehepaares. Sie arbeitet seit über zwei Jahrzehnten im Buch- und Medienbetrieb. Er forscht und lehrt als Professor an einer Londoner Universität. Beide entdeckten ihre gemeinsame Liebe für Geschichte, Wissenschaft und das Schreiben.
Leseprobe
Judas Ischariot hatte den Freitod gewählt. Der karge Baum, an dem sein Leichnam hing, schien von einem unheilvollen Schleier umgeben. Der Acker ringsum wirkte krank wie die Haut eines Leprösen. Kein Windhauch regte sich, als hätte das Terrain um den sterbenden Baum gemeinsam mit dem Toten das Atmen aufgegeben. Nicht einmal die Krähen ließen sich auf dem gequälten Geäst nieder, um sich an dem Leichnam gütlich zu tun. Josef von Arimathäa schirmte die Augen vor dem grellen Licht der Sonne ab. Ihn fröstelte, denn trotz seiner Kraft vermochte das Licht der Sonne diesen Ort nicht zu erwärmen. 'Nehmt diesen Mann herunter!', befahl er den beiden jungen Männern, die er zur Bergung des Toten mitgenommen hatte. Josef besaß eine Grabstätte in der Nähe von Golgatha. Dorthin hatte er den Leichnam Jesu gebracht, und dorthin würde er jetzt auch Judas bringen lassen, in ein kleines Grab unweit davon. Der Himmel wurde schwarz, als wollte sich jeden Augenblick ein sintflutartiger Wolkenbruch über Jerusalem ergießen. Doch Josef bezweifelte, dass auch nur ein einziger Regentropfen zu diesem Acker vordringen würde. Die beiden Jünglinge kappten den Strick und ließen den Toten langsam zu Boden. Josef glaubte, den kargen Baum vor Erleichterung aufatmen zu hören. 'Es ist nicht so, wie du denkst', hatte Maria von Magdala gesagt und ihn mit ihren alterslosen Augen angesehen. 'Sein Schicksal ist auch unser Schicksal. Wir müssen ihn suchen und finden.' Also hatte Josef sich auf die Suche begeben und war schließlich hierauf gestoßen. Auf einen anscheinend von Gott verlassenen Ort, von dem nicht einmal die Aasfresser etwas wissen wollten. Er seufzte. Längst hätten Maria, Bartholomäus, Philippus und er auf dem Weg nach Alexandria sein sollen. Josef sah zu, wie die beiden jungen Männer anfingen, den Leichnam in ein kräftiges graues Tuch zu hüllen. Seltsamerweise entströmte dem toten Körper kein Geruch, auch schien er kaum verwest zu sein. Keiner der Jünglinge verlor auch nur ein Wort darüber, doch Josef wusste, sie wünschten sich nichts sehnlicher, als so schnell wie möglich wieder von hier zu verschwinden. Plötzlich hielt einer der beiden Jünglinge inne und beugte sich vorsichtig über Judas. 'Was ist?', fragte Josef alarmiert. 'Hier steckt etwas', sagte der junge Mann und zog zwei sorgsam ineinandergerollte Schriftrollen unter dem Gewand des Toten hervor. Josef spürte im selben Augenblick, wie eine leichte Brise über den Acker wehte. Ein warmer Regen fiel auf sein Gesicht und seinen Körper, ebenso wie über das gesamte elende Terrain. Als er die beiden ledernen Schriftrollen entgegennahm, konnte er ein Schaudern nicht unterdrücken. War das etwa Judas' Rechtfertigung für seinen Verrat? Kleine Regentropfen hatten sich auf der Rückseite der äußeren Schriftrolle gesammelt. Aus einem unerklärlichen Impuls heraus blickte Josef über den Baum zum Himmel auf und erblickte einen gewaltigen Regenbogen. Ein Zeichen? Einen Moment lang spielte Josef mit dem Gedanken, die Schriftrollen zu lesen, doch irgendetwas tief in seinem Innern warnte ihn davor, sagte ihm, dass er kein Recht dazu hätte. Ihm fielen Marias Worte wieder ein: 'Sein Schicksal ist auch unser Schicksal. Wir müssen ihn suchen und finden.' Auf einmal wusste er, wem er die Schriftrollen zu überreichen hatte. DAS GEHEIMNIS 29 September 1978, Rom, Vatikanstadt 'Haben Sie etwas entdeckt, Doktor?', hörte Kleier die jungenhafte und ungeduldige Stimme seines Assistenten hinter sich. Er spürte den Staub und den Schmutz in seinem verschwitzten Gesicht und schmeckte den Dreck auf seiner Zunge. Dieser unbeholfene Stümper, der nur über familiäre Beziehungen zu seinem Job gekommen war, gab ihm noch den Rest. Vorsichtig näherte der promovierte Archäologe sich der neuen Fundstelle, rückte seine Schutzbrille und den Helmstrahler zurecht, kniete nieder und begann den Boden vorsichtig mit der Kelle vom Schutt zu befreien, bis er auf Widerstand stieß. Staubkörner tanzten im Lichts