Beschreibung
Jane Rizzoli und Dr. Maura Isles: Der Tod steht ihnen gut!Eine ägyptische Mumie, die keine ist. Ein grausiger Schrumpfkopf im Museum. Und eine Moorleiche in einem Kofferraum Jane Rizzoli und Dr. Maura Isles stehen vor ihrem bisher schwierigsten Fall!
Dr. Maura Isles soll der Untersuchung eines sensationellen Fundes beiwohnen: einer ägyptischen Mumie, zufällig entdeckt im Keller eines Bostoner Museums. Doch bald wird klar: Die einbalsamierte Tote wurde erst kürzlich ermordet und in ihrem Mund verbirgt sich eine Goldmünze mit geheimnisvoller Botschaft. Schnell gerät die junge Archäologin Josephine Pulcillo ins Visier der Ermittlungen von Detective Jane Rizzoli, weil sie über besondere Kenntnisse traditioneller Bestattungsmethoden verfügt. Als in Josephines Auto jedoch eine Moorleiche entdeckt wird und die junge Frau spurlos verschwindet, befürchten Jane und Maura das Schlimmste ...
Ein teuflisches Gespinst aus Besessenheit und alten Familiengeheimnissen.
Autorenportrait
So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli und Pathologin Maura Isles erstmals gemeinsam ermitteln. Tess Gerritsen lebt mit ihrer Familie in Maine.
Leseprobe
Er kommt, um mich zu holen.
Ich spüre es in den Knochen, ich wittere es in der Luft, so unverkennbar wie der Geruch nach heißem Sand und exotischen Gewürzen und dem Schweiß von hundert Männern, die in der Sonne schuften. Es sind die Gerüche der westägyptischen Wüste, und sie sind für mich noch immer lebendig, auch wenn das Land fast eine halbe Erdumrundung von dem dunklen Schlafzimmer entfernt ist, in dem ich jetzt liege. Fünfzehn Jahre sind vergangen, seit ich diese Wüste durchquert habe, doch wenn ich die Augen schließe, bin ich gleich wieder dort; ich stehe am Rand des Zeltlagers und blicke zur libyschen Grenze, dorthin, wo die Sonne untergeht. Der Wind klagte wie eine Frau, wenn er durch das Wadi rauschte. Noch immer höre ich das dumpfe Schlagen der Spitzhacken und das Kratzen der Schaufeln, und ich habe noch immer das Heer ägyptischer Grabungshelfer vor Augen, die wie fleißige Ameisen über die Ausgrabungsstätte schwärmen und ihre Gufa-Körbe voll Erde schleppen. Als ich damals vor fünfzehn Jahren in dieser Wüste stand, kam ich mir vor wie eine Schauspielerin in einem Film über ein Abenteuer, das eine andere erlebt hatte. Nicht ich. Und ganz bestimmt war es kein Abenteuer, das einem stillen Mädchen aus dem kalifornischen Indio an der Wiege gesungen worden war.
Das Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos dringt durch meine geschlossenen Lider. Als ich die Augen aufschlage, ist Ägypten verschwunden. Ich stehe nicht mehr in der Wüste und blicke zu einem Himmel auf, den der Sonnenuntergang mit blutroten Streifen überzieht. Stattdessen bin ich wieder auf der anderen Seite der Erdkugel, in San Diego, wo ich in meinem dunklen Schlafzimmer liege.
Ich stehe auf und gehe barfuß zum Fenster, um auf die Straße hinauszuschauen. Es ist eine etwas heruntergekommene Wohnsiedlung mit verputzten Einfamilienhäusern, gebaut in den Fünfzigerjahren, als Mini-Villen mit Dreiergaragen noch nicht als Erfüllung des amerikanischen Traums galten. Diese Häuser haben etwas Ehrliches; gebaut, um den Bewohnern Schutz zu bieten, und nicht, um die Nachbarn zu beeindrucken, und ich fühle mich sicher hier in meiner Anonymität. Nur eine ganz normale alleinerziehende Mutter, die ihre liebe Mühe mit ihrer bockigen Teenagertochter hat.
Ich spähe durch die Gardinen auf die Straße und sehe, wie eine dunkle Limousine einen halben Block vor meinem Haus abbremst. Der Wagen hält am Bordstein, und die Scheinwerfer erlöschen. Ich warte darauf, dass jemand aussteigt, aber nichts dergleichen geschieht. Eine ganze Weile sitzt der Fahrer einfach nur da. Vielleicht hört er noch Radio, oder er hatte Streit mit seiner Frau und traut sich nicht, ihr unter die Augen zu treten. Vielleicht sitzt ja auch ein Liebespaar in dem Wagen, das keine andere Möglichkeit hat, sich zu treffen. Ich kann mir so viele Erklärungen ausdenken, keine davon im Geringsten beunruhigend, und dennoch bricht mir der Angstschweiß aus, und ein Schauer überläuft mich.
Einen Augenblick später leuchten die Scheinwerfer der Limousine wieder auf. Der Wagen fährt los und rollt langsam die Straße hinunter.
Selbst als er bereits um die Ecke verschwunden ist, stehe ich noch mit flatternden Nerven am Fenster, die feuchten Finger um die Gardine gekrampft. Ich gehe wieder ins Bett und liege schwitzend auf der Decke, doch ich kann nicht schlafen. Obwohl es eine warme Julinacht ist, lasse ich das Fenster immer verriegelt, und ich bestehe darauf, dass meine Tochter Tari ihres ebenfalls geschlossen hält. Aber Tari hört nicht immer auf mich.
Jeden Tag hört sie weniger auf mich.
Ich schließe die Augen, und wie immer kehren die Bilder von Ägypten wieder. Stets ist es Ägypten, wohin meine Gedanken sich wenden. Noch bevor ich zum ersten Mal den Boden des Landes betreten hatte, träumte ich schon davon. Als ich sechs Jahre alt war, sah ich ein Foto des Tals der Könige auf der Titelseite der National Geographic und hatte sofort ein Gefühl des Wiedererkennens, als betrachtete ich ein vertrautes, geliebtes Gesicht
Wie schnell doch ein Traum zum Albtraum werden kann. Als glückliche Studentin bestieg ich das Flugzeug nach Kairo. Drei Monate später kehrte ich zurück, und ich war nicht mehr dieselbe Frau.
Ich kam nicht allein aus der Wüste zurück. Ein Monster folgte mir.
Im Dunkeln schlage ich jäh die Augen auf. Waren das Schritte? Hat da eine Tür geknarrt? Ich liege auf den feuchten Laken, und mein Herz schlägt wild gegen meine Rippen. Ich wage nicht aufzustehen, und ich wage nicht, im Bett zu bleiben.
Irgendetwas stimmt nicht in diesem Haus.
Nach Jahren des Versteckspielens bin ich klug genug, die Warnungen nicht zu ignorieren, die mir die Stimme in meinem Kopf zuraunt. Nur diesen eindringlichen Einflüsterungen habe ich es zu verdanken, dass ich noch am Leben bin. Ich habe gelernt, jede Abweichung vom Gewohnten zu registrieren, jede noch so kleine Störung. Ich merke auf, wenn ein unbekanntes Auto durch meine Straße fährt. Ich bin sofort hellwach, wenn eine Kollegin erwähnt, dass jemand nach mir gefragt habe. Ich lege mir ausgeklügelte Fluchtpläne zurecht, lange bevor ich sie tatsächlich brauche. Mein nächster Schritt ist bereits geplant. In zwei Stunden können meine Tochter und ich über die mexikanische Grenze sein, ausgestattet mit neuen Identitäten.
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