Wandernde Identitäten - Immigrantenbilder in der argentinischen Gegenwartsliteratur

Am Beispiel von 'Luz de las crueles provincias' von Héctor Tizón und 'El verdugo en el umbral' von Andrés Rivera

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783640150441
Sprache: Deutsch
Umfang: 136 S.
Format (T/L/B): 1 x 21 x 14.8 cm
Auflage: 1. Auflage 2008
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Magisterarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,4, Freie Universität Berlin (Institut für Allgemeine und Vergleichende literaturwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Roman Luz de las crueles provincias nimmt sowohl im Werk Tizóns als auch in der Literatur der Einwanderung eine besondere Stellung ein: Die in LCP dargestellten Einwanderer wählen eine ungewöhnliche Route. Statt in die Küstenregion gehen sie in den Nordwesten des Landes - entgegen der Abwanderungsbewegung der dort ansässigen Bevölkerung. Aber nicht nur der Handlungsort, auch die Erzählperspektive ist gegenüber anderen Immigrationsgeschichten verschoben. Indem Tizón das Geschehen an die Peripherie der argentinischen Nation verlegt und den Lebensweg seiner Protagonisten aus der Perspektive der lokalen Kultur, also der Anderen, erzählt, erzeugt er eine neue Sicht auf die Einwanderung, die sich wesentlich von Einwanderungsgeschichten aus der Perspektive der Immigranten oder der kulturellen Eliten des Ziellandes unterscheidet. So folgt in LCP eine kollektive und vernakulare Erzählstimme den bikulturellen Spuren der Migranten - Spuren, in denen sich Elemente aus der Kultur ihres Herkunfts- und ihres Bestimmungslandes überlagern. Andrés Rivera wird nicht zu den zentralen Autoren der jüdisch-argentinischen Literatur gerechnet. Sosnowski und Senkman erwähnen ihn in ihren Studien zwar, gehen aber nicht näher auf ihn ein. Die argentinische Literaturkritik behandelt Rivera mehrheitlich direkt innerhalb des nationalen Kanons. Dennoch darf bei der Interpretation von El verdugo en el umbral auch nicht umgangen werden, dass es sich bei den Hauptfiguren um Juden handelt; zumal gerade die Abkehr vom Glauben seiner Eltern für die Zentralgestalt des Romans, Moises Reedson, einen wesentlichen Wendepunkt in seiner Biographie darstellt. Die Entzauberung einer vormals religiös erfahrenen Welt steht bei Rivera in einer Entwicklungslinie mit der von den Figuren vollzogenen Selbstermächtigung zum Widerstand. Die Kategorie des Schicksals entlarvt sich im Kontext einer Abkehr vom Glauben als Verschleierung von sozialen Konstellationen, in denen es Menschen gibt, die über einen größeren Handlungsspielraum verfügen und entscheidungsmächtiger sind als andere. Auf eine Welt, die als ungerecht empfunden wird, kann nicht mehr überzeugend mit dem Rekurs auf eine göttliche Weltordnung geantwortet werden.