Schweigen war schon immer ein probates Mittel, um Macht über andere Menschen zu erreichen. Das Schweigen zwischen Herrscher und Beherrschtem hat eine lange kulturelle Tradition, nicht zuletzt zwischen Mann und Frau. Frauen sind zum Schweigen verurteilt, wenn Männer von ihnen Unterwerfung verlangen. Oftmals wird Schweigen innerhalb von Beziehungen auch als Bestrafung angewendet. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie das Phänomen des Schweigens beim Dandy in Erscheinung tritt und inwiefern es ihm zur Ausübung von Macht dienlich ist. Das Schweigen ist ein zentrales Wesensmerkmal des Dandys. Es verwirrt die ihn umgebenden Menschen und erweckt Gefühle von Angst und Unsicherheit. Derartige Gefühle können ausgenutzt werden, um Menschen in bestimmte Richtungen zu drängen. Das Schweigen ist ein perfektes Mittel der Manipulation. Die Sprechakttheorie analysiert wie Menschen durch Sprache handeln und andere so beeinflussen können. Die Arbeit soll aufzeigen, inwiefern die Sprechakttheorie auf das Schweigen angewendet werden kann. Der Fokus der Analyse liegt auf zwei Kurzgeschichten, die beide von so genannten »écrivain-dandies« geschrieben wurden: Oscar Wildes Die Sphinx ohne Geheimnis und Jules Barbey d'Aurevillys Das Glück im Verbrechen. In beiden Geschichten sind die Protagonisten weibliche Dandys, was eher ungewöhnlich ist, da Dandys meist Männer sind. Die Arbeit zeigt damit auch, dass das Dandytum in erster Linie ein geistiges Konstrukt ist, das in seiner Subversion gängige Geschlechterrollen außer Kraft setzt.