Beschreibung
'Ich verstehe die Welt nicht mehr!' Mit diesem berühmten Ausruf des Vaters endet das Trauerspiel >Maria Magdalena<. Weil der Vater zuvor stets glaubte, die Welt zu verstehen, hat er seine Tochter in den Selbstmord getrieben. Davon, unter anderem, handelt Hebbels Stück: von der Grausamkeit und Härte, die aus dem Glauben resultiert, man habe die Welt im Griff. Und haben nicht auch heutige Trauerspiele, ob im Privaten oder in der Politik, mit diesem alten Irrglauben zu tun? 'Ich verstehe die Welt nicht mehr!' - wäre das nicht ein idealer Anfangssatz für glücklichere Geschichten? Mit den Beiträgen zu beiden Werken aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
Autorenportrait
Friedrich Hebbel, Lyriker, Essayist und einer der bedeutenden nachklassischen Dramatiker und Dramentheoretiker, wurde am 18. März 1813 in Wesselburen/Dithmarschen geboren. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, konnte er die Schule nur wenige Jahre besuchen. Nach dem Tod seines Vaters 1827 lebte er zunächst als Schreiber in Wesselburen und studierte nach autodidaktischen Studien von 1836 bis 1839 in Heidelberg und München. 1840 wurde sein erstes Drama >Judith< in Berlin uraufgeführt. Ab 1843 hielt er sich mit einem königlich-dänischen Reisestipendium in Kopenhagen, Paris, Rom und Neapel auf. In Wien, wo er von 1845 bis zu seinem Tod am 13. Dezember 1863 lebte, erhielt Hebbel schließlich Anerkennung für sein Werk. >Maria Magdalena<, >Agnes Bernauer< und >Die Nibelungen< zählen zu seinen größten Theatererfolgen. Seine kritischen Schriften und Tagebücher, die erst nach dem Tod größere Aufmerksamkeit fanden, zeugen von seiner luziden Beobachtungsgabe und aphoristischen Schärfe.
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