Beschreibung
Reiches Deutschland arme Kinder - Ein Blick auf das bedrückende Elend armer Kinder in Deutschland - Ein Appell an Politik und Gesellschaft, allen Kindern eine hoffnungsvolle Zukunft zu ermöglichen - Eine beeindruckende Reportage über ein Land, das dabei ist, seine Zukunft zu verspielen 2,5 Millionen Kinder in Deutschland lebten 2008 unter der Armutsgrenze, 86 Prozent davon bei allein erziehenden Müttern. Was läuft falsch in unserem Land einem der reichsten Länder der Welt? Was wird aus armen Kindern, wenn sie heranwachsende Jugendliche oder junge Eltern werden? Was muss die Politik tun, damit sich die Situation der Kinder in Deutschland verbessert? Was können wir von Nachbarländern wie Frankreich, Schweden, Großbritannien lernen? Maria von Welser widmet sich einem heiklen Thema. An ergreifenden Beispielen zeigt die engagierte Journalistin das wachsende Elend armer Kinder in Deutschland und schockiert mit Berichten von einer Realität, die vielfach ausgeblendet wird. Mit ihrem aufrüttelnden Buch will sie dazu beitragen, dass Politik und Gesellschaft handeln: damit auch die Schattenkinder eine Perspektive für die Zukunft haben.
Autorenportrait
Maria von Welser ist Fernsehjournalistin, Zeitungskommentatorin und erfolgreiche Buchautorin, die für ihre Arbeit vielfach ausgezeichnet wurde. Bekannt wurde sie 1988 als Redakteurin und Moderatorin des Frauenjournals ML Mona Lisa, das sie fast zehn Jahre lang leitete und moderierte. 2001 ging sie als Leiterin des ZDF-Auslandsstudios nach London, von 2003 bis 2010 war sie Direktorin des NDR Landesfunkhauses Hamburg. Maria von Welser engagiert sich im Hochschulrat der Universität Hamburg und bei UNICEF Deutschland, deren stellvertretende Vorsitzende sie seit 2008 ist.
Leseprobe
Ein Jahr mit Vanessa, Melanie und Kevin. Drei Kinder in einer großen deutschen Stadt, stellvertretend für alle, die in diesem Land von Hartz IV leben. Ich habe die Kinder ein Jahr begleitet. In der Schule, auf dem Weg nach Hause, im Tanzkurs und vor allem im BOOT, einem Mittagstisch für Kinder, die zu Hause kein warmes Essen bekommen. Ich habe ihre Namen verändert, sie so beschrieben, dass sie nicht wiedererkannt werden können. Aber alles, was diese drei Kinder in dieser Geschichte erleben, ist tatsächlich passiert. Die drei sind keine Einzelschicksale. Nein - über drei Millionen Kindern geht es wie ihnen. Drei Millionen von rund 10,5 Millionen Kindern unter 14 Jahren in Deutschland. Das hat wenig damit zu tun, dass die Welt von einer Wirtschaftskrise ohnegleichen geschüttelt wird. Nein, die Zahl der Kinder, die von Hartz IV lebt, steigt an, seit 2005 die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe eingeführt wurde. Schon damals warnte der Deutsche Kinderschutzbund vor einem Ansteigen der Kinderarmut. Zu Recht. Seitdem ist jedes sechste Kind in diesem Land von Sozialleistungen abhängig. Ihnen stehen rund 200 Euro monatlich zu. Ein allein lebender Mensch erhält laut Tabelle 856 Euro monatlich, eine Familie mit zwei Kindern bekommt 1798 Euro. Aber weder der Single noch das Elternpaar sind der Normalfall, wenn ich hier in diesem Buch über Kinderarmut schreibe: Die meisten dieser Kinder wachsen bei Alleinerziehenden auf. Davon sind es zu 95 Prozent die Mütter, die mit ihren Kindern in dieser Situation allein gelassen werden. Dazu steigt die Zahl der so genannten "Aufstocker"- Menschen, die mit ihrem meist halbtags verdienten Lohn ihren Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren können. Also auch wieder überwiegend Frauen. Wenn der Kinderzuschlag von aktuell 140 Euro nur um zehn oder 20 Euro steigen würde, dann könnten 700.000 Aufstocker-Familien aus dem Hartz II-Bezug geholt werden, rechnet der Kinderschutzbund vor. Kinderarmut ist ein Skandal! Aber wer regt sich wirklich auf? Wer tut etwas dagegen - wirkungsvoll und nachhaltig? Es sind ein paar Bücher erschienen in den letzten beiden Jahren, auch einige wenige Dokumentarfilme in ARD und ZDF gesendet worden, auch wissenschaftliche Untersuchungen gibt es - aber geändert hat sich nichts. Dabei ist alles bekannt, nachlesbar, aber wohl nicht nachzuvollziehen. Oder nicht nachzufühlen? Schotten wir uns alle ab, wollen wir nicht wahrhaben, dass es Kinderarmut hier in unserem reichen Land und nicht nur in den so genannten Ländern der Dritten Welt gibt? Egal welche Regierung an der Macht ist, schwarz-rot oder rot-grün - dem Thema "steigende Kinderarmut" hat sich seit 2004 noch keiner ernsthaft zugewandt. Die Frauen-, Jugend- und Familienministerin Ursula von der Leyen ist sich der Dramatik bewusst. Immerhin. Doch auch sie gesteht mir in diesem Buch: "Ich glaube, ein tiefes Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit lässt viele verstummen." 2009, zehn Monate nach dem Beginn der Weltwirtschaftskrise, wird in Deutschland gewählt. Da geht es um die zum Jahresende auf fünf Millionen geschätzten Arbeitslosen, sie streiten um den Gesundheitsfonds, um den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan oder die Milliarden-Rettungsschirme für Banken. Einige Politiker äußern sich provokant über den Missbrauch der Gelder für Hartz IV-Empfänger. Ein Aufschrei beim Thema Kinderarmut? Fehlanzeige. Dabei haben mal wieder in Deutschland Richter die Entscheidungen von Politikern gerade gerückt: Was braucht ein Kind? Wie viel Geld benötigt eine in finanzielle Not geratene Familie tatsächlich? Das Urteil des Bundessozialgerichtes vom Januar 2009 zu den umstrittenen Hartz IV-Regelsätzen macht mehr als 1,5 Millionen Kindern in Deutschland Hoffnung. Das Gericht sieht vor allem einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes als gegeben an. Dass Kinder nur 60 Prozent des Regelsatzes von Erwachsenen bekommen sei "nicht ausreichend begründet". Jetzt ist noch das Verfassungsgericht gefragt und wird w Leseprobe
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