Was den einen Erholung vom Alltag ist, wird für die anderen zu einer alltäglichen Belastung: Weltweit explodieren die Touristenzahlen, in den letzten 15 Jahren haben sich die Einnahmen der Branche mehr als verdoppelt, in Mallorca kamen im Juli 2016 1,8 Millionen Besucher auf 900000 Einheimische. Diese protestierten als Touristen verkleidet in Tennissocken und mit umgehängter Kamera. Damit griffen sie zwei Aspekte auf, die rund um das historisch junge Phänomen Massentourismus seit je zentral sind: ästhetische Abgrenzung (schlecht angezogene Touristen sind immer die anderen) und das Faszinosum Urlaubsfotografie.
Auf den Spuren von Twain, Barthes und Enzensberger besichtigt Marco dEramo unser touristisches Zeitalter. Warum verrenken wir uns, um uns notfalls unter Einsatz eines Selfie-Sticks vor Bauwerken abzulichten, die wir »in echt« weniger beeindruckend finden als im Reiseführer? Was zeichnet ihn aus, den touristischen Blick? Und wie verändert der Tourismus Destinationen wie Las Vegas, Paris oder Venedig? Eine essayistische Tour dHorizon, nach deren Lektüre Sie Sehenswürdigkeiten mit anderen Augen sehen werden.
Marco dEramo, geboren 1947, ist Journalist. Er gehörte zu den Gründern der ZeitungIl Manifesto, für die er u. a. als Korrespondent in den USA war. Heute schreibt er regelmäßig für dieNew Left Review. DEramo lebt in Rom.