Quellcode

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453526808
Sprache: Deutsch
Umfang: 462 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der abgehalfterte Journalist Hollis Henry erhält den Auftrag, einen Artikel über eine neue, digitale Kunstform zu schreiben. Doch als ihn seine Recherchen mit dubiosen Agenten und Kriminellen in Kontakt bringen, ahnt er, dass es hier um etwas ganz anderes, Gefährlicheres geht. Alles dreht sich offenbar um einen mysteriösen Container und dessen Ankunft in New York. Ein Ereignis, das - wie Hollis erkennen muss - die Zukunft unserer Welt für immer verändern wird. Mit Quellcode hat William Gibson, Autor der legendären Neuromancer-Trilogie, einen Science-Fiction-Roman geschrieben, der auf atemberaubende Weise die Zukunft unserer von Medien und Konsum bestimmten Gegenwart vorzeichnet.

Autorenportrait

William Gibson wurde 1948 in South Carolina geboren und studierte englische Sprache und Literatur an der University of British Columbia. In seinem ersten Roman "Neuromancer", 1984 veröffentlicht und Auftakt der gleichnamigen Trilogie, erfindet er den Begriff "Cyberspace" und revolutioniert damit die Literatur. "Neuromancer" wurde mit dem Hugo-, dem Nebula- und dem Philip-K.-Dick-Award ausgezeichnet. Der Autor lebt mit seiner Familie in Vancouver.

Leseprobe

WEISSES LEGO'Rausch', sagte jemand im Handy von Hollis Henry. 'Node', sagte er.Hollis machte die Nachttischlampe an. Das Licht fiel auf die am Vorabend geleerte Dose Asahi Draft aus dem Pink Dot und auf ihr mit Stickern zugepflastertes Power-Book, das zugeklappt schlummerte. Sie beneidete es.'Hallo, Philip.' Node war derzeit ihr Arbeitgeber, wenn man das bei ihr so nennen konnte, und Philip Rausch der für sie zuständige Redakteur. Nach dem letzten Gespräch mit ihm war Hollis gleich hierher nach L. A. geflogen, was aber mehr mit ihrer miesen Finanzlage zu tun hatte als mit Rauschs Überzeugungskraft, und hatte sich im Mondrian einquartiert. In der Art und Weise, wie Rausch den Magazinnamen aussprach, schwang etwas mit, dessen sie bald überdrüssig sein würde.Sie hörte den Roboter von Odile Richard in Nähe des Badezimmers irgendwo anstoßen.'Bei Ihnen ist es jetzt drei', sagte er. 'Habe ich Sie geweckt?''Nein', log sie.Odiles Roboter war aus Lego. Weiße Legosteine, darunter eine ungerade Anzahl weißer Räder mit schwarzen Reifen. Auf der Oberseite waren Dinger angeschraubt, die wie Solarzellen aussahen. Sie hörte, wie er sich geduldig, aber doch ohne System über den Teppich ihres Zimmers bewegte. Gab es Packungen nur mit weißen Legosteinen zu kaufen? Sie passten hierher, wo so vieles weiß war. Hübscher Kontrast zu den ägäis-blauen Tischbeinen.'Sie wollen Ihnen sein bestes Werk zeigen', sagte Rausch.'Wann?''Jetzt. Sie erwarten Sie vor Odiles Hotel. Dem Standard.'Hollis kannte das Standard. Es war mit königsblauem Astroturf-Kunstrasen ausgelegt und im ganzen Gebäude war ihrem Gefühl nach nichts und niemand älter als sie selbst. Hinter der Rezeption gab es so etwas wie ein Riesenterrarium, in dem sich manchmal ethnisch undefinierbare Bikini-Girls räkelten, als ob sie sich sonnten oder große Bildbände betrachteten.'Haben Sie sich um die Hotelrechnung gekümmert, Philip? Beim Einchecken war sie noch auf meine Karte gebucht.''Es ist alles erledigt.'Sie glaubte ihm nicht. 'Haben wir für diese Story schon eine Deadline?''Nein.' Rausch seufzte genervt, irgendwo in einem London, das sie sich jetzt nicht vorstellen konnte und wollte. 'Der Launch ist verschoben. Auf August.'Hollis hatte noch niemanden von Node kennen gelernt, auch niemanden, der für das Magazin schrieb. Es sollte wohl eine europäische Version von Wired sein, auch wenn sie das nie so sagten. Geld aus Belgien, via Dublin, Büros in London - oder, wenn keine Büros, dann zumindest dieser Philip. Der wie siebzehn klang. Siebzehn, und den Sinn für Humor hatte man ihm wohl rausoperiert.'Eine Menge Zeit also', meinte sie. Sie wusste nicht genau, was sie damit sagen wollte, hatte aber irgendwie ihr Bankkonto im Hinterkopf.'Odile wartet.''Okay.' Hollis schloss die Augen und klappte ihr Handy zu.Konnte man in diesem Hotel wohnen und sich trotzdem obdachlos fühlen? Anscheinend ja.Sie lag unter dem weißen Laken und lauschte auf den Roboter der Französin, der irgendwo anstieß, klackte, zurücksetzte. Er war wahrscheinlich wie einer dieser japanischen Staubsauger darauf programmiert, so lange irgendwo anzustoßen, bis die Arbeit erledigt war. Odile hatte gesagt, er sammle Daten mit Hilfe eines eingebauten GPS-Moduls -und das schien auch der Fall zu sein.Als sie sich aufsetzte, rutschte ihr das edle Laken auf die Oberschenkel hinab. Draußen änderte der Wind den Angriffswinkel auf ihre Fenster, die gespenstisch klapperten. Jede sehr ausgeprägte Wetterlage hier verunsicherte sie. Die Zeitungen morgen würden darüber berichten wie über ein kleineres Erdbeben. Fünfzehn Minuten Regen und die tiefer gelegenen Bereiche im Zentrum von Beverly Hills standen unter Wasser. Hausgroße Felsbrocken glitten majestätisch hangabwärts in belebte Kreuzungen. Sie hatte das hier schon einmal erlebt.Hollis stand auf, ging zum Fenster hinüber und hoffte dabei, nicht auf den Roboter zu treten. Sie tastete nach der Kordel, mit der man die schweren, weißen Vorhänge öffnete. Sechs Stockwerke tiefer schlugen die Palmen am Suns Leseprobe