Beschreibung
Ein hinreißend schöner und bewegender Frauenroman Große Gefühle vor der eindrucksvollen Kulisse der irischen Küste . Die junge Immobilienmaklerin Claudine Armstrong wittert in einem angeblich verlassenen Herrenhaus an der irischen Küste ein profitables Geschäft - doch was sie dort erwartet, geht viel tiefer: Die alte Besitzerin, Violet Shine, lässt sie an ihrer tragischen Liebesgeschichte teilhaben. Sie erzählt der Besucherin von den verschlungenen Wegen ihres Lebens - und Violets sorgsam gehütetes Geheimnis wird Claudines Schlüssel, der sie an einem Scheidepunkt ihres eigenen Lebens von den Fesseln der Vergangenheit befreit .
Autorenportrait
Deirdre Purcell, 1945 in Dublin geboren, wurde vielfach für ihre Arbeit als Autorin und Journalistin ausgezeichnet. In Irland wird sie in einem Atemzug mit Maeve Binchy genannt und ihre Romane sind ebenso erfolgreich. Deirdre Purcell lebt mit ihrer Familie in Irland.
Leseprobe
Das Turmzimmer Die Tage vergehen. Was immer man auch tut, wie sehr man sich auch dagegen auflehnt, sie vergehen. Am Anfang, während jener ersten schrecklichen Monate zwischen Ende 1944 und Anfang 1945, verwandelte sich das Unfassbare in Wut und dann in Verzweiflung. Es dauerte einige Jahre, bis ich es hinnehmen konnte, dass sie mich nie wieder freilassen würden und ich sehr wahrscheinlich sterben würde, ohne jemals wieder einen Fuß aus dem Turmzimmer von Whitecliff gesetzt zu haben. In unserer Familie hatte es immer das Turmzimmer geheißen. Das war ein wenig absonderlich, denn es handelte sich dabei nur um den größten der Dachböden, die in vergangenen Jahrhunderten von Kammermädchen und Dienern bewohnt worden waren. Als meine Brüder und Schwestern und ich Kinder waren, hatte man uns erlaubt, ihn als Spielzimmer zu benutzen. Er lag von den Haupträumen, die unsere Eltern bewohnten, weit genug weg, dass wir so laut sein konnten, wie wir wollten, und deshalb auch unbesorgt »Abschlagen« spielen oder die Murmeln über die nackten Dielen rollen lassen konnten. Wir durchwühlten die Truhen, die wir dort oben fanden, aber offen gestanden enthielten sie wenig von Interesse, nur alte Gartengeräte, abgenutztes Küchengeschirr, Landkarten und Bücher über Afrika, Asien und Südamerika, die meinem Großvater gehört hatten - einem Teehändler, der jede sich bietende Gelegenheit nutzte, zu den Plantagen seiner Lieferanten zu reisen. Irgendwann bevor unsere Familie hierher kam, hatte jemand einen Durchbruch zu dem fensterlosen Raum daneben gemacht, um eine behelfsmäßige Toilette einzurichten, und wir hielten dort oben große Wasserschlachten ab, die dadurch besonders aufregend wurden, weil wir um den Ärger wussten, den wir bekommen würden, sollten Mutter oder Vater uns dabei erwischen. Vor Nanny hatten wir nie Angst - na ja, jedenfalls nicht so sehr -, denn zu Nanny, dieser großen, herzensguten Frau aus Rathlinney, unserem Dorf, liefen wir, wenn wir wegen aufgeschürfter Knie oder sonstiger Kindheitskrisen Trost suchten. Sie versohlte uns wohl manchmal, aber nur halbherzig, und immer mit leichter Hand und - sollten unsere Eltern in Hörweite sein - einem verschwörerischen Augenzwinkern, das uns ermutigte, zu kreischen, als würden wir malträtiert. Für Nanny war die Anstellung bei uns ein Segen. Sie war unverheiratet, hatte einen ebenfalls ledigen Bruder und litt an einer angeborenen unglücklichen Verunstaltung ihres Gesichts (sie nannte es ein Muttermal, aber meiner Erinnerung nach leuchtete die faltige Haut der einen Gesichtshälfte vom Haaransatz bis zum Kinn purpurrot). Sie blieb bei uns, bis ich, die Jüngste der Familie, vierzehn war und unsere Eltern fanden, dass ihre Dienste nicht mehr erforderlich waren. Ich denke oft an sie, selbst jetzt noch. Es lagen nie irgendwelche ausrangierten Spielsachen in unserem Turmzimmer, denn alles, dem wir entwachsen waren, wurde an »arme Kinder« verteilt. Die Unterscheidung zwischen »armen Kindern« und uns selbst war für uns nicht nachzuvollziehen. Unser Vater, Inhaber von Rathlinney General Stores, versorgte die Region mit Lebensmitteln und Gemüse, mit Brennstoff und Benzin, Wein, Kleidung, Kurz- und Eisenwaren, landwirtschaftlichen Geräten, feinen Schuhen und tausend anderen Dingen, das wussten wir. Wir hatten unsere Nanny, und Whitecliff war ein sehr großes Haus, auch das wussten wir. Aber unseren Lebensstil empfanden wir als sehr viel karger als den unserer Schulkameraden. Whitecliff war zugig und im Winter eisig kalt und feucht: Wir hatten alle Frostbeulen und waren ständig erkältet, wenn wir mit unseren doppelt besohlten Schuhen über die weitläufigen Steinfliesen oder nackten Holzböden trotteten. Eingerichtet war unser Haus nicht mit jenen bequemen Sofas, die wir sahen, wenn wir durch die Fenster der Häuschen von Rathlinney linsten, und auch deren Torffeuer wärmten uns nicht, wir hatten große klobige Stühle und Kanapees, riesige braune Tische, monumentale, fast leere Geschirrschränke und Vi Leseprobe
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