Die zwölfte Nacht

Historischer Roman

Auch erhältlich als:
12,00 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442367177
Sprache: Deutsch
Umfang: 670 S.
Format (T/L/B): 4.5 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die letzte Gemahlin von Heinrich dem VIII. In den Wirren der Reformation in England kämpft eine starke junge Frau um Glück, Freiheit und die Liebe ihres Lebens! England im 16. Jahrhundert. Die junge Catherine Parr hat zwei Herzenswünsche: Sie will eines Tages ein Buch schreiben - ein für eine Frau undenkbares Vorhaben! Und sie will Tom Seymour, ihren Freund aus Kindertagen, heiraten. Doch alles kommt ganz anders: Am Hof Heinrichs des VIII. geraten Catherine und ihr Liebster in den Strudel einer stürmischen Zeit. Freie Geister leben gefährlich in dieser Ära dramatischen Wandels, und so muss Catherine mit Klugheit und Geschick darum kämpfen, sich und Tom vor Kerker und Fallbeil zu bewahren . Ein großartiger historischer Roman: detailgetreu, farbenprächtig und mitreißend erzählt!

Autorenportrait

Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Ihren Großeltern aus Riga und Danzig verdankt sie ihre Verbundenheit mit der Ostsee und die Leidenschaft für deren Ge

Leseprobe

Oxford März 1556 Da kommt er! Der Ketzer Cranmer kommt!' Wie ein massiges Tier, ein Fabelwesen mit zahllosen Köpfen, bäumte die Menge sich auf. Maggie, an der Hand ihrer Patin, hüpfte, so hoch sie konnte. Für ihre sieben Jahre war sie ein großes Mädchen, aber der Männerrücken vor ihr erwies sich als unüberwindliches Hindernis. Das Graubraun seiner Kutte verschwamm in Tränen der Enttäuschung. Seit Stunden stand sie im feinen Regen am Hang des Stadtgrabens, ließ sich begaffen, gar befingern, und wartete. Ein fettes Weib hatte an dem Umschlagtuch aus königsblauem Samt, Maggies prächtigstem Kleidungsstück, gezupft, und ein Kerl hatte ihr ins Haar gelangt. 'Oh, eine Herrschaftliche. Und was für hübsches Fell auf dem Köpfchen sprießt.' Allem Ekel zum Trotz harrte Maggie aus. Nie zuvor hatte sie eine Hinrichtung erlebt und war entschlossen, sich diese durch nichts verleiden zu lassen. War nicht Kate, die sie Tante Kate nannte, obgleich sie einander nicht verwandt waren, eigens dazu mit ihr in die Stadt Oxford gereist? Gestern, in der noch nachtkalten Herrgottsfrühe, hatte sie Maggie aus dem Schlaf gerissen: 'Kleide dich an. Wir reisen ein Stück, der Wagen wartet schon.' 'Aber weshalb, was tun wir?' 'Frag nicht, eil dich. Wir fahren zu einer Hinrichtung.' Hinrichtung, so hatte Guy, der Sohn des Stallmeisters, erklärt, ist, wenn sie einen vom Leben, dessen er nicht wert ist, einem gewaltigen, grausamen Tod zuführen. Da graust es einem Christenmenschen, und im Grausen reinigt es ihn. Auf den langen Stunden der Fahrt vergrub Tante Kate sich in gewohnter Wortkargheit. Von ihr war keine Auskunft zu erwarten, doch in dem Gasthaus, in dem sie schließlich einkehrten, schwatzten Wirt und Zecher sich die Köpfe heiß: Ein vorzügliches Spektakel sollte es geben, eine geweihte Versammlung vor dem Scheiterhaufen, für den Holz und Reisig längst aufgeschichtet waren. Maggie erträumte sich Bischöfe in leuchtenden Messgewändern, Gardisten der Krone im Prunk roter Schauben, Jongleure mit wirbelnden Keulen, Fiedler und Sänger, Stelzengänger und womöglich einen Bärenführer. Was hätte sie daheim in Chelsea zu berichten! Guy, der sie ständig verhöhnte, weil sie die Namen ihrer Eltern nicht kannte, wäre stumm vor Neid. Doch statt der Märzsonne, die Maggies Festtag vergolden sollte, fiel seit dem Morgengrauen dünner Regen. Von Bäumen getriebene Blüten klebten zertreten auf Pflastersteinen, in den Nebel duckten sich die Bauten des Balliol College, und die Versammlung wurde in eine Kirche verlegt, zu der Frauen und Kinder keinen Zutritt hatten. Zwischen Leiber in stinkenden Kleidern gezwängt, warteten Maggie und ihre Patin ab, bis man den Ketzer brachte. Tante Kate stand wie üblich still, als könne kein Sturm sie erschüttern, Maggie aber hätte vor Erregung zappeln wollen. Hatte der Unhold wüstes Haar, glühten seine Augen vom Höllenfeuer? War er ein Riese wie die Ringer auf dem Fischmarkt, zerrte er an Ketten und stieß Flüche gegen die Zuschauer aus? 'Sie kommen!', schrie eine Frau. 'Das ist der Mann, dem unsere Königin ihr Unglück dankt!' 'Brennen soll der Gotteslästerer!' 'Lang lebe Königin Mary!' Noch einmal versuchte Maggie sich an einem Sprung, doch ohne Erfolg. Zornig stampfte sie mit dem Fuß, dass der Schlamm der Uferwiese der Patin den Mantel bespritzte. Ihren Trauermantel. Tante Kate trug niemals lichtere Farben. Gleich darauf fühlte Maggie sich an den Armen gepackt und in die Höhe gestemmt. 'Recht so, kleine Mistress. Einen Satansbraten wie den bekommst du dein Lebtag nicht noch mal zu sehen.' Der Mann, der hinter ihr gestanden und sie aufgehoben hatte, setzte sie sich auf die Schultern. Ihr Herz polterte dumpf, derweil die Worte des gehässigen Guy ihr an die Schläfen hieben: Warum wohl spricht die Patin nie von deinen Eltern? Weil sie Satansbraten sind, die in der Hölle schmoren. Die Brut von Ketzern bist du. Über der Kappe des Mannes ballte Maggie die Fäuste. Dann sah sie die Prozession. Die Straße hinunter kamen sie, vorbei an der Rei Leseprobe