Die Gärten des Mondes

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442249329
Sprache: Deutsch
Umfang: 800 S.
Format (T/L/B): 5.3 x 20.6 x 13.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das malazanische Imperium ist ein Moloch, der sich mit Hilfe seiner Magier und Soldaten unerbittlich ausbreitet. Jetzt soll die letzte freie Stadt fallen. Doch eine ominöse Macht verweigert den Truppen der Kaiserin den letzten Sieg: Über Darujhistan schwebt aus heiterem Himmel eine riesige Festung und versetzt alle Welt in helle Aufregung ...

Leseprobe

Zerren und stoßen«, sagte die alte Frau, »so macht es die Imperatrix, genau wie die Götter.« Sie beugte sich zur Seite und spuckte aus, führte dann ein schmutziges Tuch an ihre runzligen Lippen. »Drei Ehemänner und zwei Söhne hab ich in den Krieg ziehen sehen.« Mit glänzenden Augen verfolgte das Fischermädchen, wie die Kolonne berittener Soldaten vorbeidonnerte; sie hörte nur halb auf das, was die Alte neben ihr sagte. Ihre Atemzüge passten sich dem Rhythmus an, in dem die prächtigen Pferde vorbeistampften. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, und sie wusste, dass das nichts mit der Hitze zu tun hatte. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen, und die Sonne war nur noch ein verwaschener roter Fleck über den Bäumen zu ihrer Rechten. Die Meeresbrise, die ihr entgegenwehte, war kühl geworden. »Das war zur Zeit des Imperators«, fuhr die alte Vettel fort. »Möge der Vermummte die Seele des elenden Bastards am Spieß rösten. Aber sieh mal, Schätzchen, Laseen verstreut Knochen in alle Winde. Hah, immerhin hat sie mit seinen angefangen, was?« Das Fischermädchen nickte schwach. Wie es sich für die Niedriggeborenen schickte, warteten sie am Straßenrand - die alte Frau mit einem Sack Rüben beladen, während das Mädchen einen schweren Korb auf dem Kopf balancierte. Etwa jede Minute wechselte die Alte den groben Sack von einer knochigen Schulter auf die andere. Eingekeilt zwischen den Reitern vor ihnen und einem Graben, der hinter ihnen steil zu den Felsen abfiel, hatte sie keinen Platz, den Sack abzusetzen. »Sie verstreut Knochen, hab ich gesagt. Die Knochen von Ehemännern, die Knochen von Söhnen, die Knochen von Frauen und die Knochen von Töchtern. Für sie sind sie alle gleich. Für das Imperium sind sie alle gleich.« Die alte Frau spuckte ein zweites Mal aus. »Drei Ehemänner und zwei Söhne. Pro Kopf zehn Münzen im Jahr. Fünf mal zehn macht fünfzig. Fünfzig Münzen im Jahr, und dafür immer allein. Im Winter allein und im Bett allein.« Das Fischermädchen wischte sich den Staub von der Stirn. Der Blick aus ihren hellen Augen huschte von einem Soldaten zum anderen, während sie vor ihr vorbeizogen. Die jungen Männer in ihren hochgezogenen Sätteln hatten ernste Gesichter und blickten ungerührt nach vorn. Die wenigen Frauen, die sich zwischen ihnen befanden, waren groß und wirkten irgendwie wilder als die Männer. Der Sonnenuntergang ließ die Helme rot aufblitzen, so dass die Augen des Mädchens zu brennen begannen und alles vor ihrem Blick verschwamm. »Du bist die Tochter des Fischers«, sagte die alte Frau. »Ich hab dich schon öfter gesehen, auf der Straße oder unten am Strand. Und zusammen mit deinem Vater auf dem Markt. Er hat nur noch einen Arm, stimmt's? Noch mehr Knochen für ihre Sammlung, was?« Sie machte eine hackende Bewegung mit einer Hand und nickte. »Ich wohne in dem ersten Haus, da vorn am Weg. Von den Münzen kauf ich mir Kerzen. Jede Nacht zünde ich fünf Kerzen an - fünf Kerzen, damit die alte Rigga nicht so allein ist. Es ist ein müdes altes Haus, Schätzchen, voll mit müden alten Sachen. Ich gehör auch dazu. Was hast du da in deinem Korb?« Nur allmählich begriff das Fischermädchen, dass ihr eine Frage gestellt worden war. Sie wandte ihren Blick von den Soldaten ab und lächelte auf die alte Frau hinunter. »Es tut mir Leid«, sagte sie, »die Pferde sind so laut.« »Ich hab dich gefragt, was du in deinem Korb hast, Schätzchen«, wiederholte Rigga ihre Frage diesmal lauter. »Garn. Genug für drei Netze. Eins müssen wir bis morgen fertigkriegen. Papa hat das Letzte verloren - irgendwas im Wasser hat es mit dem ganzen Fang in die Tiefe gezogen. Ilgrand Lender will das Geld zurückhaben, das er uns geliehen hat, deshalb müssen wir morgen unbedingt einen Fang machen. Einen guten Fang.« Sie lächelte erneut und ließ ihren Blick wieder zu den Soldaten wandern. »Ist das nicht wunderbar?« Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Rigga das Mädchen an den dichten schwarzen Haaren gepackt und zerrte kräftig daran. Das Mädchen schrie auf. Der Korb

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