Beschreibung
Der Multikulti-Alltag einer selbstbewussten Deutsch-Türkin - erfolgreich verfilmt von Grimme-Preisträgerin Buket Alakus 1001 Geschichten aus einem Leben zwischen Berlin und dem Bosporus: Amüsant und pointiert rückt Hatice Akyün den Eigenarten von Türken und Deutschen zu Leibe."Hans und Helga heißen alle Deutschen bei uns Türken", schreibt Hatice Akyün, "und jedes Mal, wenn ich in die Türkei fahre, heißt es: ,Hast du jetzt endlich einen Hans gefunden?' Natürlich habe ich ihn noch nicht gefunden. Ein Hans, der galant genug wäre, mir beim ersten Date - wie in der Türkei üblich - die Autotür aufzuhalten, ist mir noch nicht begegnet. Und türkische Männer trauen sich nicht mehr in meine Nähe. Seither bin ich das Sorgenkind meiner Familie. Sie kennen meine Familie noch nicht? Dann kommen Sie her, und setzen Sie sich, und vergessen Sie nicht, etwas zu essen mitzubringen, denn das macht man so bei uns. Ich entführe Sie in ein Deutschland, das Sie unter Garantie noch nicht kennen. Geschichten aus 1001 Nächten im Ruhrpott, nachdem mein Vater nach Deutschland gekommen ist, um hier zu arbeiten. Stellen Sie sich auf eine längere Reise ein, denn es geht um so etwas wie den Eintritt in ein anderes Universum."Hatice Akyüns autobiographisch gefärbter Bestseller wurde 2014 von Grimme-Preisträgerin Buket Alakus mit großartigen Schauspielern, viel Humor und spürbarer Liebe zu den Figuren als charmante deutsch-türkische Komödie erfolgreich verfilmt.
Autorenportrait
Hatice Akyün wurde 1969 in Akpinar Köyü in Zentralanatolien geboren. 1972 kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie seither lebt. Sie schreibt als freie Journalistin u.a. für den "Spiegel", "Emma" und den "Tagesspiegel". Mit ihrem ersten Buch "Einmal Hans mit scharfer Soße" gelang ihr auf Anhieb ein Spiegel-Bestseller. Hatice Akyün lebt in Berlin.
Leseprobe
1 Neulich in der Parallelwelt Mein Name ist Hatice. Ich bin T?rkin mit deutschem Pass, f?r Politiker ein Paradebeispiel einer gelungenen Integration, f?r deutsche M?er die verbotene, exotische Frucht und f?r deutsche Frauen der Grund, ihre Haare zu hassen. In einer Kontaktanzeige k?nnte ich mich als ?rassige S?dl?erin mit feurigem Temperament und einem ?erst geb?reudigen Becken? beschreiben. Und nein, mein Name bedeutet ?bersetzt nicht die ?unter der Morgend?erung aufgehende, mit Tau benetzte Sonnenblume von den H?geln Anatoliens?. Mein Name hat keine Bedeutung. Oder er bedeutet zumindest auch nicht mehr als Helga oder Nicole. Die erste Frau unseres Propheten Mohammed hie?Hatice, sie war die erste Muslime. Ein Perser, der mich einmal in einer Berliner Bar rumkriegen wollte, erz?te mir, dass mein Name so viel bedeutet wie ?die Frau, der man nicht widerstehen kann?. Zu Hause googelte ich das zur Sicherheit nach und fand heraus, dass ?die Frau, der man nicht widerstehen kann? ganz anders klingt und der Perser vielleicht gerne poetischen Bl?dsinn erz?t, aber mich damit noch lange nicht aufs Kreuz legen kann. Ich bin Journalistin, das hei?, ich arbeite viel, habe wenig Geld und noch weniger Zeit. Ich trage kein Kopftuch und bin nicht zwangsverheiratet, weswegen ich noch immer keinen Ehemann habe. Ab und zu fahre ich in den Urlaub, meistens in die T?rkei, wo meine Eltern ein Ferienhaus besitzen und meine Verwandtschaft mich mit den Worten zu begr??n pflegt: ?Hast du jetzt endlich einen Hans gefunden?? Wenn meine Familie gerade nicht in der T?rkei ist, besuche ich sie regelm?g in Duisburg, wo sie auch ein Haus besitzt und mich alle jedes Mal mit genau denselben Worten empfangen: ?Hast du endlich einen Hans gefunden?? Hans und Helga hei?n alle Deutschen bei uns T?rken. Und es ist klar, dass Hans ein braver ?Br?tchenholer? ist. Zu seinem ersten Date kommt er gerne auf dem Fahrrad, mit buntem Fahrradhelm und Hosenschutz. Mit seinem eierf?rmigen Helm, dem eingezogenen Kopf und den strampelnden Beinen sieht er ein wenig aus wie eine Kr?te auf Wanderung. Die hochgebundene Hose, die k?gen Beine und die Druckstelle, die der Helm auf seiner Stirn hinterlassen hat, zerst?ren jegliche Lust auf ihn, und man bekommt unweigerlich panische Angst davor, Hans ganz ohne Hose sehen zu m?ssen. Wenn der Kellner beim Zahlen fragt, zusammen oder getrennt, dann antwortet Hans h?flich und korrekt ? und allenfalls mit einem versch?en Seitenblick auf Helga ? getrennt. Helga wiederum w?rde niemals zum Friseur gehen, einfach nur um sich die Haare f?nen zu lassen. Sie tr? keine Abs?e, die h?her sind als vier Zentimeter, und was der perfekte Bogen einer gezupften Augenbraue ist wei?sie auch nicht. Sie ist aber sehr interessiert daran, es zu erfahren. Und man kann den ganzen Abend beieinander sitzen und herrlich mit Hans und Helga diskutieren. Hans, das wissen wir auch, f?hrt seinen Hund Gassi und sammelt dessen Koth?chen in einer T?te zusammen. Seine M?bel baut er nach Aufbauanleitung zusammen und arbeitet dabei ?berlegt und aufmerksam. In seinem Werkzeugkoffer lagert immer das passende Ger? und falls es ein Problem gibt, f?t er mit dem M?belst?ck zur?ck zum Verk?er, beschwert sich ?ber die mangelhafte Anleitung und verlangt eine L?sung f?r das ?gernis. Fatma, eine meiner Schwestern, die seit ihrer Hochzeit in der T?rkei lebt, versteht ?berhaupt nicht, warum ich auf deutsche M?er stehe. ?Warum tust du dir das blo?an??, ruft sie ins Telefon, w?end sie auf ihrem Balkon in Izmir sitzt und Tee trinkt. Es gibt so vieles, wor?ber Fatma nur den Kopf sch?ttelt. Zum Beispiel, wenn ich ihr von meiner t?ichen Ration Vollkornbrot erz?e oder von meinen deutschen Freunden und ihren Familien, die sich nur an Weihnachten sehen. Oder davon, dass jeder sein eigenes Leben lebt und wir alle unsere eigene Wohnung haben. ?F?hlst du dich nicht einsam??, fragt sie mich dann besorgt. Ich erkl? ihr, dass ich viel arbeite und froh bin, wenn ich abends einmal niemanden sehen Leseprobe
Schlagzeile
Filmstart 12.06.2014>