Die fremde Braut

Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442153862
Sprache: Deutsch
Umfang: 285 S.
Format (T/L/B): 2 x 18.3 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Zwangsheirat ist kein Randphänomen: Jede zweite Türkin in Deutschland gibt an, ihre Eltern hätten den Ehepartner für sie ausgesucht, jede vierte kannte ihren Mann vor der Hochzeit nicht. Jedes Jahr werden Tausende junger Türkinnen durch arrangierte Ehen nach Deutschland gebracht. Necla Kelek hat, auf eigene Erfahrungen gestützt, mit den "Importbräuten" gesprochen und konfrontiert uns mit Verstößen gegen die Grund rechte türkischer Bürgerinnen, die mitten unter uns leben. Die Soziologin deckt die Ursachen dieses Skandals auf und erzählt zugleich von ihrem eigenen Weg in die Freiheit.

Leseprobe

Zeynep ist 28 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und lebt seit zwölf Jahren in Hamburg. Sie versorgt den Haushalt ihrer Großfamilie und spricht kein Wort Deutsch. Die Wohnung verlässt sie nur zum Koranunterricht. Sie ist 'Import-Gelin', eine Importbraut, eine moderne Sklavin. Tausende junger türkischer Frauen werden jedes Jahr durch arrangierte Ehen nach Deutschland gebracht. Die demokratischen Grundrechte gelten für sie nicht, und niemand interessiert sich für ihr Schicksal. Die türkisch-muslimische Gemeinde redet von kulturellen Traditionen, beruft sich auf Glaubensfreiheit und grenzt sich von der deutschen Gesellschaft ab. Verständnis dafür findet sie bei den liberalen Deutschen, die eher bereit sind, ihre Verfassung zu ignorieren, als sich den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit machen zu lassen. Necla Kelek, Türkin mit deutschem Pass, deckt die Ursachen dieses Skandals auf. Sie ist in die Moscheen gegangen und hat mit den Importbräuten gesprochen, sie forscht den Traditionen nach und zeigt, wie sich die Parallelgesellschaft verfestigt, an der die Bemühungen um Integration immer wieder scheitern. Sie erzählt von ihrem Urgroßvater, einem Tscherkessen, der mit dem Verkauf von Sklavinnen an den Harem des Sultans zu Reichtum kam. Ihr Großvater raubte als Partisan seine junge Frau, der Vater kaufte seine Frau für zwei Ochsen und wurde als einer der ersten Türken 'Gastarbeiter' in Deutschland. Und sie erzählt von ihrem eigenen Weg in die Freiheit. Vorwort Einige Wochen nach Erscheinen meines Buches, am 7. Februar 2005, wurde die 23-jährige Kurdin Hatun Sürücü ermordet. Ihre drei Brüder wurden kurz darauf verhaftet und angeklagt, die Tat gemeinsam begangen zu haben. Der Verdacht der Polizei: Die Schwester musste sterben, weil die mutmaßlichen Täter meinten, sie habe durch ihre Lebensweise die 'Ehre der Familie' beschmutzt. Der älteste Bruder soll die Waffe besorgt, der zweite Schmiere gestanden und der Jüngste der Schwester in den Kopf geschossen haben. Es war der fünfte so genannte 'Ehrenmord' in Berlin in Jahresfrist. Hatun war in Berlin geboren und von ihren Eltern als 16-Jährige mit einem Cousin in Istanbul zwangsverheiratet worden. Sie bekam einen Sohn, konnte sich aber von ihrem gewalttätigen Mann lösen und nach Berlin zurückkehren. Sie kam zuerst in einem Wohnheim unter und begann eine Lehre. Später hatte sie ihre eigene Wohnung, vor der sie dann ermordet wurde. Ich habe den Prozess beobachtet. Die Anwälte der Brüder hatten sich eine feine Strategie ausgedacht. Sie präsentierten zu Prozessbeginn den jüngsten Bruder Ayhan als Einzeltäter. Als Jugendlicher kann er für den Mord nur mit maximal zehn Jahren und nicht mit Lebenslänglich bestraft werden. Er bedauere, seiner Familie Unglück bereitet zu haben, sagte er, und bereue die Tat. Sein Geständnis und die Einlassungen der beiden anderen Angeklagten wurden nicht von ihnen selbst, sondern von ihren Verteidigern verlesen, die dem Gericht mitteilten, dass die Angeklagten lieber schweigen wollen. Und das ist auch während des ganzen Prozesses so geblieben. Kein Familienangehöriger hat ausgesagt, weder die Angeklagten noch die Eltern, noch die Schwestern und Schwägerinnen. Niemand fand sich bereit, auch nur ein Wort zu Hatuns Verteidigung zu sagen. Zur Strategie der Verteidiger gehörte es ferner, die Aussagen der Kronzeugin der Anklage, der ehemaligen Freundin von Ayhan, zu widerlegen. Sie setzten alles dran, die 18-Jährige unglaubwürdig erscheinen zu lassen, ihr gar eine Mitschuld zu unterstellen. Stundenlang versuchten sie, die junge Frau in Widersprüche zu verwickeln. Unter dem Gejohle der Angeklagten wurde sie gefragt, warum sie denn auf einmal Angst habe vor Ayhan, der sie doch heiraten wolle, ob ihr die Antworten, die sie jetzt gebe, in der Therapie beigebracht worden seien. Der Täter soll gesagt haben, er könne seit dem Mord wieder ruhig schlafen, weil er seinen Vater nicht enttäuscht habe. Im Sinne der Familientraditionen und mit Hilfe des Korans hatte Ayha Leseprobe