Beschreibung
Es war ein junger König in Uruk, der hieß Gilgamesch, der fasste mit der linken Hand seine rechte, und mit beiden Händen klopfte er sich auf die Schenkel, er strich sich u¨ber die Haare, kratzte sich am Bauch - dies alles war er, seine Haut, seine Haare, seine Augen, die Ohren, und alles, alles war zu zwei Drittel Mensch, warmer, milder, zorniger, trotziger Mensch und zu einem Drittel Gott. Wo war dieses eine Drittel? Wo war der Gott in ihm? Dachte der Gott wie die zwei Drittel Mensch? Oder waren Gott und Mensch so ineinander gemischt, dass niemand, kein Mensch, kein Gott sie trennen konnte? Wie sich ein Mensch benimmt, das wusste Gilgamesch. Schon bevor er den Königsthron bestieg, gab sich Gilgamesch die Antwort: Es ist die Macht. Und zwar die absolute Macht. Manche Menschen mögen mächtig sein, absolut mächtig war nur ein Gott.
Autorenportrait
Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Hard, Vorarlberg, ist ein international anerkannter österreichischer Schriftsteller. Besonders begeistert er als Märchen- und Sagenerzähler.