Das verflixte Rollenspiel

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783965213302
Sprache: Deutsch
Umfang: 204 S., 1.73 MB
Auflage: 1. Auflage 2013
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Ein nahezu beschauliches Leben führte die Familie Moor bis zum 3. Januar 1985, an dem Ellen Moor einen Autounfall verursachte, in dessen Folge ihr Mann Karl querschnittgelähmt war. Karl Moor hatte seine Frau zur Eile angetrieben, wollte er doch eine TV-Sendung zu Ehren des Geburtstages von Wilhelm Pieck, des ersten Staatspräsidenten der DDR, sehen. Durch ein Missverständnis zwischen den Eltern war verabsäumt worden, den Videorekorder zwecks Mitschnitts zu programmieren.Die Geschwister Roman Moor (geb. Lubenow, weil Eltern tot) und Amalia Moor mussten in der Folgezeit mit ansehen, dass die Familie immer stärker auseinanderfiel. Die Eltern wurden mit dem Schicksalsschlag nicht fertig. Karl Moor ließ sich in die Rolle eines stillen Leiders fallen, was seiner Frau stärker zusetzte als hätte er sie wegen ihrer Schuld an seinem Krüppel-Dasein beschimpft. Romans Adoptivvater, der sich bereits vor dem Unfall nicht hatte entscheiden können, welcher von fünf Mimen er folgen müsse, um als erfolgreicher Künstler zum Lebensunterhalt der vierköpfigen Familie beitragen zu können, floh geradezu in ihr Wochenendhaus bei Hollwiss, einem beschaulichen Dorf. Hier versuchte Karl Moor, auf dessen Vornamen seinerzeit der hochgebildete Buchhändler und Schillerverehrer (Die Räuber) Maximilian Moor bestanden hatte (Ähnliches traf später bei der Namensgebung für seine Enkelin Amalia zu) verbissen, herauszufinden ob er fortan Autor, Mime, Maler, Komponist oder Bildhauer sein wollte. Alle schienen sich mehr recht als schlecht eingerichtet zu haben. Bis eines Morgens Roman Moor sah, wie aus dem Schlafzimmer der Eltern Herr Dr. Hampe in den Wohnungsflur trat als sei dies die natürlichste Sache der Welt. Während Amalia diese Veränderung in der Familie akzeptierte, sabotierte Roman den Eindringling, wo es nur ging. Er ordnete dessen Schallplattensammlung, indem zwei getrennte Haufen sich auf dem Teppich im Wohnzimmer wiederfanden einer mit Hunderten Schallplattenhüllen und sein Pendant mit den Platten. Das Einsortieren dürfte eine Menge Arbeit erfordern beziehungsweise viel Zeit verschlingen Roman Moor tat sich als Rabauke in der Schule hervor, bestahl Fischer Wehles Reusen, verschaffte sich bei den Mädchen einen zweifelhaften Ruf als Schürzenjäger und begann mit Hannibal oder kurz Hanno Pökermann, einem kürzlich aus Westberlin zugezogenen Schlimmen Finger mit dem Trinken von Hochprozentigem. Als Roman nicht mehr weiter wusste, suchte er das Gespräch mit seinem Adoptivvater.

Autorenportrait

Hans-Ulrich Lüdemann (Pseudonym John U. Brownman mit Co-Autor Hans Bräunlich) wurde am 4. Oktober 1943 in Greifswald geboren. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Sportwissenschaften, Psychologie, Pädagogik und Germanistik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität im vorpommerschen Greifswald.Von 1966 bis 1969 arbeitete er beim Verlag Junge Welt Berlin. Danach war er freischaffend tätig als Journalist, TV-Kameramann und Schriftsteller.1977 erlitt Hans-Ulrich Lüdemann einen Unfall als Reservist während seiner NVA-Wehrpflicht, der ihn zeitlebens in den Rollstuhl zwingt.Er ist Autor von 20 Hörspielen für Kinder und Erwachsene, desgleichen sind 26 Buchtitel von ihm erschienen. Als wichtigstes Werk gilt sein autobiographisch geprägter Roman Der weiße Stuhl. Hans-Ulrich Lüdemann hat sich auch als Szenarist von TV-Filmen ausgewiesen. Schreiben ist für ihn Therapie. Seiner physischen und psychischen Stärkung dienten seit 1992 über zwei Dutzend Aufenthalte in Dänemark, Reisen nach San Francisco, Zypern, Toronto, Guernsey, Kapstadt, Florida, Dubai, Sydney und Singapur ...Glückliche Rollstuhl-Tage in Kalifornien fanden ihren Niederschlag in San Francisco and so on Happy Rolliday I. Ein Reise-Essay zu Südafrika trägt den Titel Kapstadt und so weiter Happy Rolliday II. Das dritte Buch über eine Reise im Oktober 2002 mit dem Titel Florida and so on Happy Rolliday III erschien Januar 2005. Ein viertes Reise-Essay Dubai-Sydney-Singapur und so weiter Happy Rolliday IV schloss 2005 die Reihe Happy Rolliday ab. Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt nahezu eine Million Exemplare. Mitgliedschaften: SV der DDR 1974, VS 1990; IG Medien 1990. 1973 Hörspielpreis des DDR-Rundfunks, 1977 Kunstpreis des DTSB, 1982 Preis für Kinder- und Jugendliteratur des Kulturministeriums der DDR.

Leseprobe

Eine Saukälte! Gösselchen ging neben mir! Als sie mitkriegte, dass meine Hände vor Frost blau waren, da hat sie die angehaucht und in ihre gefütterten Thermohosentaschen gesteckt! Einfach so. Kam mir vor wie ein siamesischer Zwilling. Ein Gefühl war das! O Mann!!Tatsächlich verdreht der Vierzehnjährige noch im Nachhinein die Augen. Über sechs Monate war das bereits her! Aber noch immer kann Roman nicht vergessen, wie heiß ihm damals von einem Augenblick zum anderen geworden ist. Mit jedem Schritt, bei dem er die warmen Oberschenkel der jungen Frau durch das Taschenfutter spürte, wurde dem Jungen trockener im Hals. Bis dahin hämmerte ohnehin sein Herz. Das ist schon irre gewesen ...Ätzend! kommentierte Hannibal, wie andere Mitschüler verdammt sauer über diese von Fräulein Genslein gewiss als mütterliche Geste empfundene Bevorzugung des Roman Moor, der unter jener Kälte offensichtlich mehr litt als seine Klassenkameraden.Bei Antje Holtpann war es Monate später für Roman ähnlich gewesen. Diese Hitzewelle, die, während sie durch seinen Körper vom Kopf bis in die kleinste Zehe schoss, ungeheuer stark macht! Bei Antje sind beide allein gewesen. Mit Sekt und Musik. Dazu ihre aufregenden Tanzvorführungen mit dem zusammengedrehten Badehandtuch, das eine Riesenschlange darstellen sollte. Wenn ABV Oberleutnant Holtpann das gesehen hätte! Der ist sowieso nicht gut zu sprechen auf seine Tochter. Zweimal sitzengeblieben bisher, das Mädel! Und plötzlich Faxen als künftige Schlangentänzerin! Mit so gut wie nichts an!

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