Keine Samba für die Toten

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863948887
Sprache: Deutsch
Umfang: 333 S., 0.60 MB
Auflage: 1. Auflage 2013
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Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Wenn es schon keine Samba für die Toten gibt, so darf es erst recht keine Samba für die Schwarzen Herzen geben. Mit den ersteren sind die brasilianischen Indianer gemeint, die von raffgierigen Subjekten oder in deren Auftrag zu Tausenden umgebracht worden sind. Untersuchungen zum Massaker an den Cinta-Largas-Indianern belegten 1968 eindeutig, dass diese der Gewinnung von Bodenschätzen und dem Abholzen der Urwälder auf dem Gebiet, welches den Eingeborenen auf ewig als unverkäufliches Eigentum zugesprochen war, entgegenstanden. Um zu beweisen, dass die Cinta-Largas ihr Land aufgegeben hatten, es laut Gesetz als herrenlos in Besitz genommen werden durfte, wurden sie aus der Luft bombardiert, mit vergifteten Bonbons beschenkt oder ohne Ausnahme von gedungenen Pistoleiros wie wilde Tiere abgeschossen. Wer wie der junge Polizist Jorge Monte gegen solche Bestien in Menschengestalt ermittelt, muss um sein Leben fürchten. Da gibt es zu allem Übel auch die anderen, nicht weniger Gefährlichen: Hat der Geologe Dr. Santander gegen ein Handgeld die Schreibtischtäter in Nadelstrafen aus Rio de Janeiro oder Sao Paulo mit geheimem Kartenmaterial zu den Bodenschätzen versorgt? Warum verfolgt man ihn und versucht ihn zu töten?Auf Jorge Montes Seite finden sich der Niedere Klerus und fortschrittliche Brasilianer es beginnt eine tödliche Jagd nach jenem Foto mit der gemeuchelten jungen Indianerin als unwiderlegbarer Beweis für ein Gerichtsverfahren ...Im Zeitalter der modernen Nachrichtenübermittlung blieben der übrigen Welt jene Verbrechen gegen die Urbevölkerung nicht verborgen. Das Bundeskriminalamt Brasiliens stellte Untersuchungen an, dessen Bericht im März 1968 der Weltöffentlichkeit zugänglich wurde. Es ist von 5.115 Seiten die Rede, auf denen die scheußlichsten Verbrechen aufgeführt sind, deren verrohte Menschen fähig sind. Erschüttert mussten die Beamten feststellen, dass der Leiter des Indianerschutzdienstes (SPI), ein ehemaliger Major Luiz Vinhas Neves, durch seine Verkäufe von Indianerland etwa 1,2 Millionen Mark ergaunet hatte. Jedes Mal war, wie bekannt, festgestellt worden, dass die südamerikanischen Aborigines den betreffenden Landstrich vorher aufgegeben hätten. Allerdings - ein angekündigter Prozess gegen korrupte SPI-Mitarbeiter hat nie stattgefunden Das spannende Buch erschien erstmals 1974 im Verlag Neues Leben Berlin.

Autorenportrait

Hans-Ulrich Lüdemann (Pseudonym John U. Brownman mit Co-Autor Hans Bräunlich) wurde am 4. Oktober 1943 in Greifswald geboren. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Sportwissenschaften, Psychologie, Pädagogik und Germanistik an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität im vorpommerschen Greifswald.Von 1966 bis 1969 arbeitete er beim Verlag Junge Welt Berlin. Danach war er freischaffend tätig als Journalist, TV-Kameramann und Schriftsteller.1977 erlitt Hans-Ulrich Lüdemann einen Unfall als Reservist während seiner NVA-Wehrpflicht, der ihn zeitlebens in den Rollstuhl zwingt.Er ist Autor von 20 Hörspielen für Kinder und Erwachsene, desgleichen sind 26 Buchtitel von ihm erschienen. Als wichtigstes Werk gilt sein autobiographisch geprägter Roman Der weiße Stuhl. Hans-Ulrich Lüdemann hat sich auch als Szenarist von TV-Filmen ausgewiesen. Schreiben ist für ihn Therapie. Seiner physischen und psychischen Stärkung dienten seit 1992 über zwei Dutzend Aufenthalte in Dänemark, Reisen nach San Francisco, Zypern, Toronto, Guernsey, Kapstadt, Florida, Dubai, Sydney und Singapur ...Glückliche Rollstuhl-Tage in Kalifornien fanden ihren Niederschlag in San Francisco and so on Happy Rolliday I. Ein Reise-Essay zu Südafrika trägt den Titel Kapstadt und so weiter Happy Rolliday II. Das dritte Buch über eine Reise im Oktober 2002 mit dem Titel Florida and so on Happy Rolliday III erschien Januar 2005. Ein viertes Reise-Essay Dubai-Sydney-Singapur und so weiter Happy Rolliday IV schloss 2005 die Reihe Happy Rolliday ab. Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt nahezu eine Million Exemplare. Mitgliedschaften: SV der DDR 1974, VS 1990; IG Medien 1990. 1973 Hörspielpreis des DDR-Rundfunks, 1977 Kunstpreis des DTSB, 1982 Preis für Kinder- und Jugendliteratur des Kulturministeriums der DDR.

Leseprobe

"Ich habe gesagt, dass die DOPS mich hier festhält. Ich bin kein Spitzel.""Nicht?" Das herabhängende Augenlid zuckte."Bei der DOPS sind wir? Noch immer?" Der Alte versuchte sich aufzurichten, fiel wieder an die Wand zurück. Speichel rann ihm aus dem Mund.Um nicht untätig dazusitzen, holte Felinto aus der Hosentasche ein Tuch. Aber er wagte nicht, sich dem Mann zu nähern."Hier!" Das Taschentuch fiel dem Weißhaarigen auf die Brust. Er rührte es nicht an. Aus dem gesunden Auge traf Felinto ein vernichtender Blick."Alles haben sie mit mir versucht. Alles!", stieß er hervor."Kennst du das Fahrrad? Da haben sie mir die Hände mit Handschellen unter den Oberschenkeln gefesselt. Geschlagen haben sie mich, damit ich um den Tisch laufe. Wie eine Ente. Und immer hieß es: Rede! Rede! Rede!"Der Alte fuhr sich mit der Zunge über die trockenen, aufgesprungenen Lippen."Und weil sie es mit dem Fahrrad nicht schafften, probierten sie es mit dem Plattenspieler. Wenn sie sich im Ring aufstellen und dich in der Mitte so lange schlagen, bis du zusammenbrichst, das nennen sie so. Oder sie stecken die Hände zwischen zwei Brettchen. Die sind durch Schrauben verbunden. Dann werden die Muttern festgezogen."Auf den Knien rutschte der Alte zu der ausgespuckten Zigarette. Mit dem Mund nahm er sie vom Fußboden auf."Gib mir Feuer", forderte er.Felinto begriff, dass die Zigarette völlig sinnlos war. Der Alte sagte heiser:"Du bist ein Spitzel! Habe ich an der Säge nichts erzählt? Sag schon!"Felinto fühlte, dass sein Rücken nass war und dass er am ganzen Körper fror."Man hält mich hier fest. Glauben Sie mir!"Wieder kicherte der Alte."Weißt du, sie schalten die Säge ein und schieben deinen Hals immer näher, immer näher an diese heulende Scheibe heran. Immer näher! Immer näher! Rede! Rede! Rede!"Felinto war versucht, sich die Ohren zuzuhalten. Sie haben ihn fertiggemacht, diese Schweine! dachte er. Einen alten Mann. Und nun ist er durch die Qualen irregeworden! Im gleichen Moment wusste Felinto, dass Angst ihn befallen hatte. Erbärmliche Angst, so zu enden wie die Gestalt dort an der Wand. Angst, nie wieder auf einer belebten Straße gehen zu können. Er schimpfte sich einen Feigling, aber was half es! Die Angst war da, sie wurde unerträglich, sobald sein Blick auf die arme Kreatur fiel, mit der er die Zelle teilte.

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